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Brandenburg: Sparkassen-Chef soll 30 000 Euro zurückzahlen

Landrat Gilde tritt die Flucht nach vor an und wirft dem Bank-Vorstand schwere Managementfehler vor

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Neuruppin - Die Affäre um eine private Geburtstagsfeier kommt dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Ostprignitz-Ruppin, Josef Marckhoff, teuer zu stehen. 30000 Euro soll er aus eigener Tasche an das Kreditinstitut für die nach außen als Firmenjubiläum ausgegebene Nobel-Party zurückzahlen. Das beschloss nun der Verwaltungsrat in einer Krisensitzung. Denn statt des 160-jährigen Bestehens der Bank feierte Marckhoff bei der opulenten Feier Ende Mai in Neuruppin seinen 60. Geburtstag. Der Verwaltungsrat wirft dem Sparkassen-Chef nun schwere Management- und Controllingfehler vor. Anlass und Aufwand stünden in einem Missverhältnis, der Bank sei dadurch Schaden entstanden, stellte das Gremium fest.

Auf Druck des Verwaltungsrates und dessen Vorsitzenden, Landrat Christian Gilde (SPD), gibt die Sparkasse jetzt immer neue Details heraus. So war das Fest mit 54774 Euro teurer als bisher bekannt. 18110 Euro kostete die Bewirtung, knapp 9200 Euro das Rahmenprogramm. 27 489 Euro gingen für Technik, Ausstattung und Logistik drauf. Gildes offener Kurs hat ein klares Ziel: Er will den Imageschaden für die durchaus erfolgreiche Bank und das wegen zahlreicher Korruptionsfälle als „Klein Palermo“ verschrieene Neuruppin klein halten. „Es macht keinen Sinn, irgend etwas zu verheimlichen, was später doch herauskommt und den Skandal nur noch schlimmer macht.“

Nach Darstellung des Landrates hatte der Sparkassen-Vorstand das Fest zum Firmenjubiläum und zu Marckhoffs Geburtstag im März beschlossen. Der Personalausschuss des Verwaltungsrates mit Gilde als Vorsitzendem segnete lediglich Kosten in Höhe von 30 000 Euro ab. Diese Summe sei durchaus „üblich“ für Kundenveranstaltungen und sollte aus einem Topf für Repräsentationszwecke gezahlt werden, so Gilde. Das öffentlich-rechtliche Bankhaus habe dafür sogar den Sparkassenverband konsultiert. Für die Organisation der Feier sei aber allein die Sparkasse zuständig gewesen, erklärt Gilde. Tatsächlich fand sich auf den Einladungen kein Wort vom Jubiläum des Kreditinstituts, vielmehr lud Gilde unter der Überschrift „Josef Marckhoff gibt jetzt richtig Gas“ zum Geburtstagfest. „Herr Marckhoff ist dafür verantwortlich“, sagt der Landrat. Intern sei stets von einer Doppel-Veranstaltung zum Firmenjubiläum und zum Ehrentag des Vorstandschef die Rede gewesen. Daran hält Gilde auch weiter fest – „das ist im Nachhinein aber niemandem zu vermitteln.“

Bis Dienstag hat der Bankchef Zeit, sich zu entscheiden, ob er für die Feier finanziell gerade steht. Zahle Marckhoff nicht, müsse der Verwaltungsrat neu entscheiden, so Gilde. Vorerst bleibe der Vorstandschef im Amt, man wolle das Vorgehen der Potsdamer Staatsanwaltschaft abwarten. Der liegt eine Anzeige gegen Marckhoff und Gilde vor. Am Freitag gingen die angeforderten Unterlagen der Bank bei der Behörde ein. Die Staatsanwälte prüfen nun, ob gegen Marckhoff und Gilde wegen Untreue ermittelt wird.

Der Landrat selbst zeigt sich gelassen. Für den Vorwurf der Untreue sei ein Vorsatz nötig, ähnlich äußert sich die Staatsanwaltschaft. Gilde: „Ich kann nicht erkennen, dass hier vorsätzlich die Sparkasse geschädigt werden sollte.“

Alexander Fröhlich

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