Brandenburg: Sparkassen-Chef zahlt – und muss wohl gehen
Neuruppin: Vorstandschef der Bank zahlt für Geburtstagssause 30 000 Euro nach / Verhandlung gegen Stadtwerkechef
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Neuruppin - In der Neuruppiner Sparkassen-Affäre lenkt der Vorstandsvorsitzende der Bank, Josef Marckhoff, zwar ein – muss aber wohl trotzdem um seinen Posten fürchten. 30 000 Euro will er an sein Geldinstitut zurückzahlen – für eine gut 55 000 Euro teure Feier zu seinem 60. Geburtstag, die jedoch als Firmenjubiläum ausgegeben worden war. Mit der Rückzahlung erfüllt der Chef der Ostprignitz-Ruppiner Sparkasse zwar die Forderung des Verwaltungsrates und dessen Vorsitzenden, Landrat Christian Gilde (SPD), der Marckhoff wie berichtet eine Frist bis Dienstagabend gesetzt hatte. Allerdings weigert sich der Banker beharrlich, öffentlich zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen und seine Fehler einzuräumen. Das hatten Verwaltungsratmitglieder des Bankhauses und die Spitzen des Kreistags von ihm verlangt, um einen Imageschaden von der Sparkassen abzuwenden. Wie aus der Fontanestadt nun verlautet, könnte Marckhoff heute seinen Chefsessel verlieren. Trotz der Party-Affäre soll er sich in den Urlaub verabschiedet haben.
In einem Schreiben an den Landrat hat sich Marckhoff auch zu den Umständen der Nobel-Party in der Neuruppiner Zentrale der Sparkasse Ende Mai erklärt, wie Gilde gestern den PNN mitteilte. Näheres zur Erklärung des Bankchefs wollte der Landrat nicht sagen. Darüber werde der Verwaltungsrat erst heute auf einer außerordentlichen Sitzung beraten. Auch zur möglichen Absetzung Marckhoffs wollte sich Gilde nicht äußern.
Aus der Stadtspitze hieß es, Marckhoff selbst habe seinen Geburtstag nicht so groß feiern wollen, sei aber von seinen Mitarbeitern dazu überredet worden, heißt es etwa aus den Spitzen der Kreispolitik. An der Vorbereitung des üppigen Festes habe sich der Chef des öffentlich-rechtlichen Geldinstituts weitgehend herausgehalten.
Landrat Gilde wollte das gestern nicht bestätigen und sagte lediglich: „Herr Marckhoff wird die Dinge, die er veranlasst hat, auch selbst verantworten.“ Bereits in der vergangenen Woche hatte der Verwaltungsrat dem Vorstandschef schwere Controlling- und Managementfehler vorgeworfen.
Der Bankvorstand hatte im März eine Feier zum Firmenjubiläum und Marckhoffs Geburtstag beschlossen. Der Personalausschuss unter Landrat Gilde segnete Kosten in Höhe von 30 000 Euro ab, was durchaus „üblich“ sei, so Gilde. Die Organisation des Festes habe ausschließlich in den Händen der Sparkasse gelegen. Auf den Einladungen wurde das Firmenjubiläum aber mit keinem Wort erwähnt. Vergangene Woche dann machte Gilde den tatsächlichen Finanzaufwand öffentlich.
Die Staatsanwaltschaft Potsdam prüft derweil weiter eine anonyme Anzeige gegen Gilde und Marckhoff wegen Untreue. Offiziell ermittelt wird noch nicht. Ob es dazu kommt, ist auch fraglich. Behördensprecher Christoph Lange verwies gestern auf ein Urteil des Bundesfinanzhofes in einem ähnlichen Fall. Demnach handle es sich um keine persönliche Feier in den Geschäftsräumen, wenn wie in Neuruppin hauptsächlich Geschäftspartner und Personen des öffentlichen Lebens geladen sind.
Dagegen muss sich in einem anderen Fall Neuruppins früherer Stadtwerke-Chef Dietmar Lenz ab 19. September wegen Untreue im besonders schweren Fall und Vorteilsannahme verantworten. Bislang sind nach Angaben von Gerichtssprecherin Iris le Claire bis Ende November 10 Prozesstage angesetzt, die Anklageschrift umfasst 112 Seiten. Der 52-jährige Lenz soll laut Anklage mehrere 100 000 Euro aus Geldern der Stadtwerke für den Sportverein MSV Neuruppin und dessen Sponsoringaktivitäten verwendet haben. Lenz war neben seiner Position als Chef der Stadtwerke auch Präsident des Vereins und wurde zeitweise als „heimlicher König“ von Neuruppin bezeichnet. Im Fall der Vorteilsnahme soll Lenz bei Strompreisverhandlungen von Eon-Edis ein Sponsoring des MSV zur Bedingung gemacht haben. Daneben wird Lenz vorgeworfen, einer örtlichen PR-Agentur Aufträge der Stadtwerke zugeschanzt zu haben, die im Gegenzug den früheren MSV-Trainer Christian Schreier angestellt haben soll. Alexander Fröhlich
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