Von Jana Haase und Matthias Matern: Spediteure befürchten deutlich höhere Kosten Wie Brandenburgs Unternehmen bislang mit Schnee und Frost zurecht kommen
Berlin/Potsdam – Der Tiefbau liegt auf Eis, die Logistikbranche kämpft mit dem Schnee und die Versicherer stellen sich auf Zusatzkosten ein. Doch nicht alle Wirtschaftsbranchen leiden unter der Kälte: Winterkleidung verkauft sich gut, Schneeschippen werden knapp.
- Jana Haase
- Matthias Matern
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Berlin/Potsdam – Der Tiefbau liegt auf Eis, die Logistikbranche kämpft mit dem Schnee und die Versicherer stellen sich auf Zusatzkosten ein. Doch nicht alle Wirtschaftsbranchen leiden unter der Kälte: Winterkleidung verkauft sich gut, Schneeschippen werden knapp. Unter dem Strich aber kostet ein harter Winter die deutsche Wirtschaft rund drei Milliarden Euro, schätzt Volker Treier, der Chefsvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK).
Vor allem bei den Bauunternehmen Brandenburgs sorgen der viele Schnee und die Kälte für miese Stimmung. Der Grund: Auf den Baustellen im Land herrscht Stillstand, Beton und Asphalt wollen bei den frostigen Temperaturen nicht binden. „Erst der lange harte Winter zu Jahresbeginn und nun schon wieder. Diese Arbeitsausfälle sind für kein Unternehmen auszugleichen“, klagte der Vizepräsident des Bauindustrieverbandes Berlin-Brandenburg, Wolfgang Frey, bereits vor rund einer Woche. Einige Betriebe würden bereits von „Liquiditätsengpässen“ berichten, sagte Hauptgeschäftsführer Axel Wunschel gestern den PNN. Zwei Monate Winterpause würden in der Regel pro Jahr einkalkuliert. „Dieses Jahr waren es schon vier und den Januar werden wir auch vergessen können“, glaubt Wunschel.
Brandenburgs Versicherungskaufleute haben indes alle Hände voll zu tun: Allein die Zahl der zu bearbeiteten Autounfälle liege um zehn Prozent höher als sonst, schätzt René Dinkheller, Sprecher des Bezirksverbandes Berlin-Brandenburg beim Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute. Hinzu kommen Fälle etwa mit Beinbrüchen, bei denen die Schuldfrage geklärt werden müsse, wenn zum Beispiel Gehwege nicht geräumt wurden. Auch Schäden durch gefrorene Wasserrohre häuften sich naturgemäß.
Detlef Gottschling, Sprecher der IHK Potsdam, sieht die Lage dagegen gelassen: „Ein kaufmännisch verantwortungsvoll geführtes Unternehmen kalkuliert den Winter von Vornherein mit ein“, sagte er den PNN. Auch Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, spricht von einer „stabilen Situation“. Zwar komme wegen der Witterung „manches etwas später und manches auch gar nicht“, von Lieferengpässen könne jedoch keine Rede sein. Besonders gefragt seien derzeit Schneeräumgeräte, Schlitten, warme Winterstiefel und Winterjacken: „Da kann es schon mal sein, dass nicht das volle Sortiment da ist.“
Die Weihnachtspost wird trotz Frost und Schnee pünktlich sein. Das sagte Deutsche-Post-Sprecherin Barbara Scheil. Die brandenburgweit 6800 Post-Mitarbeiter arbeiteten auf Hochtouren, zusätzliche Schichten seien eingetaktet. Denn vor Weihnachten würden doppelt so viele Päckchen und Briefe verschickt wie sonst. Langfristig könne der strenge Winter zu Verspätungen führen, räumte Scheil ein: „Wir können nicht alles kompensieren, wenn das Wetter weiter Kapriolen schlägt.“
Sorgen macht sich auch die Transportbranche. Neben Bahn und Fluggesellschaften kämpfen vor allem die Spediteure mit dem Wetter. Mehrkosten fallen allein schon für den Sprit wegen der verlängerten Fahrzeiten an, sagt etwa Logistik-Unternehmer Günter Anger aus Potsdam-Marquardt, der 40 Busse und neun Lkw im Einsatz hat und unter anderem Lieferungen für Lebensmitteldiscounter quer durch Deutschland fährt. Er rechnet mit Sprit-Zusatzkosten von bis zu 6000 Euro im Monat. Hinzu kämen Verdienstausfälle durch die Verzögerungen und Kosten für Glasbruch durch den Streu-Splitt, der vielerorts anstelle von Salz eingesetzt wird. Im vergangenen Winter habe er 28 000 Euro für neue Scheiben ausgeben müssen, so Anger.
Sowohl die Forderung nach einem Tempo-Limit und einem Überholverbot für Lkw, als auch nach Schneekettenzwang hält Anger für „Aktionismus“. Ein Überholverbot gelte bereits jetzt auf weiten Strecken. Schneeketten verursachten noch mehr Straßenschäden. Anger fordert stattdessen einen ordnungsgemäß durchgeführten Winterdienst.
Die Fahrzeugbau-Branche hat sich bereits auf das Winterwetter eingestellt. Der Zug-Hersteller Bombardier in Henningsdorf (Oberhavel) musste lediglich eine Lieferung nach Skandinavien umplanen. Für die Produktion spiele das Wetter jedoch keine Rolle, sagte Unternehmenssprecher Heiner Spannuth.
Mehr oder weniger reibungslos läuft auch die Fertigung der Nutzfahrzeuge bei Mercedes-Benz in Ludwigsfelde (Teltow-Fläming). „Alle Fahrzeuge werden fristgerecht ausgeliefert“, versprach eine Unternehmenssprecherin gestern. Allerdings komme es aufgrund des Wetters bei der Anlieferung einzelner Nachrüstteile, etwa für die Innenausstattung, momentan zu leichten Verzögerungen, räumte die Sprecherin ein. (mit dpa)
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