Brandenburg: Spieglein, Spieglein in der Hand
US-Unternehmen nimmt seine neue Solar-Fabrik in Frankfurt in Betrieb – mit 400 Beschäftigten
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Frankfurt (Oder) - Diese Fabrikhalle ist so gewaltig, dass sich die Arbeiter im Innern sogar auf ihre Fahrräder schwingen müssen. 800 Meter lang ist die neue Produktionsstätte am Frankfurter Stadtrand und 500 Meter breit. Und weil viele derArbeiter mit großen Glasplatten herumhantieren, auf denen hauchdünne Photovoltaik-Zellen auftragen werden, müssen sie vorsichtshalber auch noch dicke Schutzbrillen tragen. Kann ja sein, dass doch mal eine dieser Scheiben zersplittert.
Es ist aber nicht nur eine große Fabrik, die das US-Unternehmen „First Solar“ gestern in Betrieb nahm, es ist auch teures. 115 Millionen Euro wurden investiert. Und was die Region besonders freut: 400 Menschen haben einen Job gefunden. Zum Produktionsstart der zweiten von insgesamt drei großen Solarfabriken in der Grenzstadt wurde auch Bundesumweltminister Siegmar Gabriel (SPD) erwartet, der von „praktizierter Klimaschutz-Politik“ sprach. Auch US-Botschafter William R. Timken und Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) lobten das Engagement der Unternehmer aus Ohio. „Alle Beschäftigten erhielten eine umfassende Ausbildung, davon 120 allein in unserem Partnerwerk in Perrysburg in Ohio“, sagte Managerin Roswitha Biermann zu den Vorbereitungen. Von den amerikanischen Kollegen sei auch das Arbeitszeitregime übernommen worden. „First Solar“ führt das Zwei-Schicht-System mit einer Arbeitszeit von jeweils zwölf Stunden ein. Die Beschäftigten sollen zwei bis drei Tage hintereinander jeweils von 6 bis 18 Uhr oder von 18 bis 6 Uhr an den Maschinen stehen, um dann die gleiche Anzahl an Tagen frei zu bekommen. Damit will das Unternehmen die Produktion rund um die Uhr und an allen 365 Tagen des Jahres laufen lassen. „Wir sind mit unserer 12-Stunden-Schicht die Vorreiter in Brandenburg“, sagte Managerin Biermann. Die volle Auslastung der Anlagen sei der entscheidende Punkt für die Effektivität. Von der Belegschaft gäbe es nur positive Resonanzen auf das Arbeitszeitmodell. Dadurch könnten die Beschäftigten am Ende sogar mehr Zeit mit ihren Familien verbringen. Pro Schicht werden an den vier Produktionslinien für die Dünnschichtmodule 90 Kollegen gebraucht.
An Bewerbern für die 400 Stellen, deren Zahl im Laufe der nächsten Jahre auf bis zu 1000 steigen könnte, mangelte es nicht. Das Unternehmen erhielt nach der großen Job-Börse im Dezember in Frankfurt 4000 Bewerbungsschreiben, auch aus dem Ausland. „Auf jeden der geschaffenen Arbeitsplätze kommt mindestens ein weiterer Arbeitsplatz bei Zulieferern und Dienstleistern“, sagte Geschäftsführer Heiner Eichermüller. Ab Herbst diesen Jahres sollen bei First Solar auch Mechatroniker und andere Berufe ausgebildet werden. Unter den Beschäftigten der Solarzellen-Fabrik werden auch einige sein, die ursprünglich für eine Tätigkeit in der geplanten und letztendlich gescheiterten Chipfabrik aus- und weitergebildet wurden. In diese Halle an der Autobahn zieht derzeit das Hamburger Unternehmen Conergy. Einer der größten Abnehmer für die Solarscheiben ist die Baustelle für das weltweit größte Photovoltaik-Kraftwerk in Brandis bei Leipzig. Bis Ende 2009 entsteht dort auf einer Fläche von 200 Fußballfeldern eine riesige Anlage zum Anzapfen der Sonnenenergie.
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