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Brandenburg: „Stein des Anstoßes“

Richtfest am Berliner Holocaust-Mahnmal / Fertigstellung im Mai 2005

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Richtfest am Berliner Holocaust-Mahnmal / Fertigstellung im Mai 2005 Berlin - Rund 15 Monate nach dem Baustart für das Berliner Holocaust-Mahnmal ist eine weitere wichtige Etappe abgeschlossen. Über dem Rohbau des „Ortes der Information“ wurde am Montag der Richtkranz aufgezogen. Auch das geplante Stelenfeld ist zur Hälfte fertiggestellt. Damit kann die Erinnerungsstätte nach Darstellung von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) wie geplant im Mai 2005, sechs Jahrzehnte nach Kriegsende, eingeweiht werden. Dass dieser Termin „trotz kurzzeitiger Schwierigkeiten“ gehalten werden könne, sei ein Verdienst aller Beteiligten, sagte Thierse mit Blick auf einen Baustopp im Herbst vergangenen Jahres. Damals hatte sich das Kuratorium der Stiftung nach heftigen Auseinandersetzungen zunächst von dem mit dem Graffiti-Schutz beauftragten Unternehmen Degussa getrennt, weil eine Tochterfirma des Konzerns im Zweiten Weltkrieg das zur Judenvernichtung eingesetzte Giftgas Zyklon B produziert hatte. Der Beschluss war jedoch kurz darauf wieder revidiert worden. Auch jetzt seien die Diskussionen um das Mahnmal nicht beendet, räumte Thierse ein. Doch das sei durchaus Absicht. Das Denkmal werde damit seiner Bestimmung gerecht, wonach es ein „Stein des Anstoßes zur Diskussion und zum Nachdenken“ sein solle, sagte der Kuratoriumschef der Stiftung Mahnmal für die ermordeten Juden Europas vor zahlreichen Gästen. Hinter Berlin liegt nach den Worten von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) ein „schwieriger Weg“. Die Stadt habe lange Zeit gebraucht, um sich ihrer Geschichte zu stellen. Bereits seit 1988 setzt sich ein Förderkreis für die Errichtung eines Mahnmals für die ermordeten Juden Europas ein. Aber erst 1999 gab der Bundestag grünes Licht für die Umsetzung des Entwurfs des amerikanischen Architekten Peter Eisenman. Nach dessen Plänen entsteht auf dem 19000 Quadratmeter großen Gelände nahe dem Brandenburger Tor ein wellenförmig angelegtes Feld von über 2700 Stelen, von denen bisher 1470 montiert sind. Ergänzt wird es durch einen unterirdischen „Ort der Information“, der Schicksale von Holocaust-Opfern dokumentieren soll. Das Denkmal werde zwar „verspätet“ gebaut, aber es entstehe zu Recht in der Mitte der Stadt in der Nähe der Botschaften der USA, Großbritanniens und Frankreichs, betonte die Senatorin. Der „Kraft und Unausweichlichkeit“ des Denkmals könne sich so niemand entziehen. Für Eisenman geht es bei dem Projekt hingegen weniger um Symbolik. Entscheidend sei, „hier zu sein“, betonte der Architekt. Für diese Erfahrung sei jeder Stein wichtig. An die Gesellschaft richtete Eisenman die Worte: „Die Geschichte wird Ihnen danken.“ Neben der historischen Bedeutung der Anlage ist es für Thierse aber auch wichtig, dass die Arbeiten im vorgegebenen Kostenrahmen liegen. Für die Erinnerungsstätte, die ausschließlich vom Bund finanziert wird, sind 27,6 Millionen Euro veranschlagt. Davon entfallen 25,3 Millionen Euro auf den Bau. Die restliche Summe ist für die Einrichtung des „Ortes der Information“ bestimmt.

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