zum Hauptinhalt

Brandenburg: Stimmabgabe im früheren Duschraum

Von Claus-Dieter Steyer Basdorf - Frisches Obst und einen Handschlag für jeden Wähler gab es gestern wohl nur in einem Wahllokal: in Basdorf zwischen Neuruppin und Rheinsberg. Hier fiel das auch nicht besonders schwer.

Stand:

Von Claus-Dieter Steyer Basdorf - Frisches Obst und einen Handschlag für jeden Wähler gab es gestern wohl nur in einem Wahllokal: in Basdorf zwischen Neuruppin und Rheinsberg. Hier fiel das auch nicht besonders schwer. Denn ganze 27 Wahlberechtigte zählt der kleine Ort, der neben dieser Besonderheit noch einen weiteren Rekord bot. Die Stimmabgabe erfolgte im kleinsten Wahllokal Brandenburgs. Auf die lediglich zehn Quadratmeter große Fläche des Pausenraumes der Freiwilligen Feuerwehr passten gerademal die Wahlurne und der Tisch für die Ausgabe der Stimmzettel. Zwei von der Stadt Rheinsberg beauftragte Helfer hielten den ganzen Tag die Stellung. Bis zum früheren Nachmittag hatten schon 80 Prozent aller Wähler ihre Stimme abgegeben. Die Wahlbeteiligung dürfte wie in jedem Jahr bei 85 Prozent liegen. Es wären diesmal vielleicht sogar 100 Prozent geworden, hieß es im Dorf. Aber einige Einwohner seien nicht zu Hause. Dieses Basdorf – das viel größere und bekanntere liegt nördlich von Berlin bei Wandlitz – war schon zu DDR-Zeiten die kleinste Gemeinde. Aber der Rekord gehört nun der Vergangenheit an. Durch die Kommunalreform zählt der unmittelbar an die Kyritz-Ruppiner Heide grenzender Flecken zu Rheinsberg. Die Heide und damit der umstrittene Trupppenübungsplatz beginnen gleich hinter den letzten Häusern. Niemand im Dorf hat Verständnis für die Pläne der Bundeswehr, hier einen Bombenabwurfplatz einzurichten. Noch zu gut sind der Lärm und der Dreck in Erinnerung, als die russischen Truppen hier Tag und Nacht flogen und mit Panzern übten. Zumindest im Wahlkampf spielte das Thema in der Region allerdings keine große Rolle. Alle Parteien treten für eine friedliche Nutzung der Heide ein. Das kleine Wahllokal diente einst als Duschraum für die Feuerwehrleute. Doch die Zahl der Einsätze hat sich seit dem Abzug der russischen Armee vor zwölf Jahren drastisch verringert. Bis dahin mussten die Kameraden sehr häufig Waldbrände bekämpfen. Da sie seitdem kaum noch ins Schwitzen kommen, haben sie die Duschen ausgebaut und einen kleinen Pausenraum eingerichtet. Regelmäßig hängt nun über der Tür das Schild „Wahllokal“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })