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Brandenburg: Stolpe trifft Platzeck: Wenn der König den Kronprinzen besucht

Selbst Brandenburgs reguläre Kabinettspressekonferenz musste am Mittwoch aus Rücksicht auf diesen Termin ausfallen. Schließlich sei Stolpe auf "Staatsbesuch" in Potsdam, wie es salopp in der Staatskanzlei hieß: Also, "König Manfred" zur Visite beim Kronprinzen Matthias.

Selbst Brandenburgs reguläre Kabinettspressekonferenz musste am Mittwoch aus Rücksicht auf diesen Termin ausfallen. Schließlich sei Stolpe auf "Staatsbesuch" in Potsdam, wie es salopp in der Staatskanzlei hieß: Also, "König Manfred" zur Visite beim Kronprinzen Matthias. Will sich der Regierungschef vor Ort überzeugen, wie weit die "Rettung" Potsdams vorangeschritten ist? Um auszuloten, wann sein Schützling abkömmlich wäre? Natürlich hat Stolpe, der zusammen mit Oberbürgermeister Matthias Platzeck mittags im "Blauen Salon" des Rathauses vor die Presse tritt, mit dieser Frage gerechnet: "Sie brauchen doch nur durch die Straßen Potsdams zu gehen. Dann sieht man, was alles noch getan werden muss", wehrt er in gewohnt ironischer Unverbindlichkeit ab, wie immer, wenn es um Spekulationen zum Fahrplan der Amtsübergabe geht. Aber, der Ministerpräsident spricht von einem "Schub Potsdams", und dass die Stadt inzwischen zum "positiven Wirkungsfaktor" für das Land geworden sei, was sogar in den berlinfernen Regionen anerkannt werde. Und Matthias Platzeck, der lächelnd neben ihm sitzt, sieht ganz und gar nicht so, als ob er sich im Entferntesten Sorgen machen würde, zum Königsmörder werden zu müssen.

Im Gegenteil, auch diese publicityträchtigen "Kreisbereisung" vor der Potsdamer Haustür - der Medienandrang spricht für sich - ist, erst recht wenige Wochen vor dem Start der Bundesgartenschau, als demonstrative Unterstützung Stolpes für Platzeck gedacht, zumal dessen Potsdamer Job gerade in den letzten Wochen nicht frei von Rückschlägen war: Die vor einem Jahr als High-Großansiedlung gefeierte Firma Telint ging pleite, beim Aufbau des Stadtschlosses geht es nicht so schnell wie erhofft, selbst der Joop-Store machte wieder dicht.

Das Stadtoberhaupt kann mit den Botschaften des Gastes zufrieden sein. Stolpe, sonst eher unverbindlich, bekennt sich bei der Rathausvisite klar zum Aufbau des Schlosses auf dem Alten Markt, das "zum Ende des Jahrzehnts" (Platzeck) stehen soll, sichert sogar finanzielle Unterstützung des Landes zu. Mit einer Einschränkung, "abhängig von der Nutzung." Der gegenwärtige Standort im "Kreml" auf dem Brauhausberg zerbrösele und werde mehr und mehr zu einer Gefahrenquelle. Und: Stolpe unterstützt Platzeck bei dessen Forderung, die vier kreisfreien Städte Brandenburgs finanziell besser zu fördern. "Die Ausstattung ist unbefriedigend." Die Haushalte können nur durch permanenten Verkauf von Tafelsilber ausgeglichen werden, sekundiert der Oberbürgermeister und SPD-Landeschef. Dabei habe Potsdams Rathaus mit 17 Mitarbeitern je 1000 Einwohner inzwischen weniger Personal als vergleichbare westdeutsche Städte. Bei den freiwilligen Leistungen noch mehr abzubauen, wie das Innenministerium - geführt von CDU-Landeschef Jörg Schönbohm - gerade fordert, sei nicht drin. Punkt.

Dann die Stadtrundfahrt, diesmal bewusst nicht in die Altstadt oder auf den Alten Markt, sondern aus Rücksicht auf die Stimmungslage in der Stadt in das Jugendzentrum "Lindenpark" oder ein Bürgerhaus in der Potsdamer Problem-Plattensiedlung am Schlaatz. Dort wird dem Oberbürgermeister von der Belegschaft eine Spendenurkunde überreicht: Über eintausend geleistete ehrenamtliche Arbeitsstunden im Vorjahr, ohne die der Betrieb nicht funktionieren würde. Platzecks Probleme.

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