Brandenburg: Stolperfalle
Ex-Minister Steffen Reiche droht ein Prozess – Hat er hinterhältig versucht, eine Stewardess zu stürzen?
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Potsdam - Steffen Reiche, Ex-Pfarrer mit Familie in und SPD-Bundestagsmandat aus der Lausitz, ist noch immer stocksauer auf eine Stewardess und akut schlecht zu sprechen auf die Berliner Strafjustiz: Nachdem ein Boulevardblatt am Samstag berichtet hatte, dass die Berliner Staatsanwaltschaft gegen ihn, den einstigen brandenburgischen SPD-Parteichef und früheren Wissenschafts-, Kultur- und Bildungsminister, einen Strafbefehl über 3000 Euro erlassen hat, sagte Reiche am Wochenende, er „denke über eine Strafanzeige“ nach – weil die Berliner Staatsanwaltschaft „pünktlich zur Sommerpause“ zuallererst die „Bild“-Zeitung – anstatt ihn als Betroffenen und den Bundestag – darüber informiert habe.
Die Geschichte zieht sich schon etwas länger: Reiche soll, so der Vorwurf, im Januar 2007 bei einem Parlamentarier-Flug von Brüssel nach Berlin-Tempelhof einer Stewardess aus Ärger über deren resolutes Verhalten ein Bein gestellt haben. Sie soll ihm, dem Economyclassflieger, nicht gestattet haben, sich längere Zeit bei Bekannten bei den wesentlich teureren, vorderen Plätzen aufzuhalten, und ihn schließlich nicht mehr ganz so dezent zurück auf seinen billigeren Plätze verweisen haben. Reiche räumt ein, dass es damals Ärger im Luftraum gegeben hat, weil ihm die Flugbegleiterin keine deutsche Zeitung hatte geben und ihn nicht zur Businessclass-Toilette hatte lassen wollen. Den gemeinen Stolper-Angriff aber bestreitet Reiche weiterhin vehement. „So war es nicht“, sagt er. Dies hätten mittlerweile sechs Zeugen gegenüber der Staatsanwaltschaft belegt, nämlich vier Bundestagsabgeordnete aus dem Land Brandenburg und zwei Potsdamer Klimaforscher, die mit in der Maschine waren. Deshalb werde er, sagte Reiche, auch keinen Strafbefehl akzeptieren. Wenn er dabei bleibt, gäbe es eine Gerichtsverhandlung wegen versuchter Körperverletzung vor Gericht verantworten.
Die Berliner Staatsanwaltschaft ist offenbar von der Version der Stewardess überzeugt. Justizsprecher Michael Grunwald bemerkte dazu am Samstag nur, dass die Bundestagsverwaltung über den Vorgang informiert worden sei und alles Weitere mit dieser „auf dem Dienstweg“ abgestimmt werde. Reiche, der sich als eine Art verfolgte Unschuld der Lüfte sieht, betonte, er habe schon das „unsittliche Angebot“ der Justiz abgelehnt, das Verfahren gegen 300 bis 400 Euro Geldbuße einzustellen. thm/dpa/pet
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