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Steffen Freiberg, SPD, Bildungsminister in Brandenburg

© dpa/Michael Bahlo

Streichung von 200 Stellen zurückgenommen: Neuer Bildungsminister legt Paket gegen Brandenburger Lehrermangel vor

Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) legt wenige Tage nach Amtsantritt seinen Plan vor. Ältere Lehrer sollen weniger Pflichtstunden bei vollem Gehalt leisten.

Brandenburgs neuer Bildungsminister Steffen Freiberg hat den umstrittenen Plan seiner Vorgängerin Britta Ernst (beide SPD) beerdigt, in der Mark 200 unbesetzte Lehrerstellen zu streichen. Das teilte das Bildungsministerium am Samstag mit. Vier Tage nach Amtsantritt legte der 41-Jährige nun seine Eckpunkte vor, wie auf anderem Wege dem Lehrermangel begegnet und Unterricht aufrechterhalten werden soll.

Der weitreichendste Vorschlag Freibergs: Ältere Lehrkräfte ab 63 Jahren sollen bei vollem Gehalt wöchentlich weniger Unterricht geben müssen, um sie vom möglichen Vorruhestand abzubringen. Man setze alles daran, „den guten Unterricht in Brandenburg zu erhalten“, erklärte Freiberg. Außerdem sollen Schulen eigene finanzielle und personelle Spielräume bekommen.

Der Bildungsminister kündigte „eine große, professionelle Lehrkräfte-Werbekampagne an, um Verstärkung für die Schulen zwischen Elbe und Oder zu gewinnen“. Dafür stünden 2023 und 2024 jeweils bis zwei Millionen Euro bereit. Damit würde Brandenburg tatsächlich klotzen. Zum Vergleich: Das gesamte Landesmarketing hat einen Jahresetat von 800 000 Euro. Die geplante Lehrerwerbekampagne wird künftig „von einer neuen Stabsstelle geleitet, die dem Minister direkt unterstellt ist“, hieß es.

Weniger Pflichtstunden für ältere Lehrkräfte

Wegen des Konfliktes um die Streichung der unbesetzten 200 Lehrerstellen, gegen die es Widerstände nicht allein von Lehrern, Schülern und Eltern gab, sondern selbst aus der SPD-Landtagsfraktion, hatte Ex-Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) ihren Rücktritt erklärt. Allein schon zum neuen Schuljahr 2023/2024 braucht Brandenburg 1800 neue Lehrkräfte. Das Ministerium rechnete bisher damit, dass 800 Lehrkräfte fehlen werden. Auf der anderen Seite scheiden viele Pädagogen vorzeitig aus dem Schuldienst aus. Es sind einige Hundert Jahr für Jahr, nur 20 Prozent unterrichten bisher bis zur Regelaltersgrenze.

Eine Lehrerin schreibt in einer Grundschule Wörter an eine Tafel.

© dpa / Foto: dpa/Sebastian Gollnow

An diesem Punkt setzt Freiberg mit dem Entlastungs-Programm 63+ an. Über 63-jährige Pädagoginnen und Pädagogen - und zwar alle - sollen demnach nun „maximal bis zu zehn Anrechnungsstunden erhalten können“. Damit müssten sie dann noch 17 Wochenstunden an Grundschulen beziehungsweise 15 Stunden an Oberschulen, Gesamtschulen und Gymnasien pro Woche unterrichten.

Personalautonomie für Schulen

Auch die Schulen hätten davon etwas. Die Verminderung könne laut Ministerium für eine Aufgabenpalette fast ohne Beschränkungen erfolgen, also für alles, was an Aufgaben anfällt, „zum Beispiel für die Unterstützung der Schulleitung, Beratung von Seiteneinsteigenden und Referendaren, Arbeitsgruppenleitung oder die Außendarstellung der Schule“. Die konkrete Festlegung solle an der Schule vor Ort erfolgen. „Der Vorschlag ist als Gesprächsangebot des MBJS zu verstehen“, hieß es. Wie und unter welchen Bedingungen ein solches Modell konkret ausgestaltet werden könne, müsse nun zügig diskutiert werden.

Neu wäre auch das „Personalbudget für Schulen“. Laut Ministerium sollen unbesetzte Stellen im neuen Schuljahr „teilweise kapitalisiert werden“ und „den Schulen als frei verfügbares Budget zur Verstärkung unterrichtsergänzender Angebote zur Verfügung stehen“.

Vorgesehen ist nach dem Fünf-Punkte-Plan Freibergs darüber hinaus, die Stellenbesetzungsverfahren an den vier Staatlichen Schulämtern zu beschleunigen, die dafür personell verstärkt werden. Der Hintergrund: Wer in diesem Wettbewerb der Bundesländer zuerst Einstellungszusagen verschickt, ist im Vorteil. Und es soll die IT-Ausstattung des Lisum, des Landesinstituts für Schule und Medien, verbessert werden.

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