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Doping und Stasi: Strukturen des DDR-Sports bestehen fort
Ein Enquete-Gutachten stellt fest: Die Rolle des Sports in der SED-Diktatur ist nie aktiv hinterfragt worden. An den "Eliteschulen des Sports" macht sich das noch heute bemerkbar.
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Potsdam - Der Sport gehörte nach dem Mauerfall zu wenigen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, in denen die Bundesrepublik von der DDR einzelne Strukturen übernahm. Dies macht sich bis heute in Brandenburg bemerkbar, zumal die drei ehemaligen Bezirke Brandenburgs Potsdam, Frankfurt (Oder) und Cottbus zu den Leistungssporthochburgen der DDR gehörten. Vor allem das Verhältnis von Leistungssport und Schule, das in der DDR an den damaligen Kinder- und Jugendsportschulen bis ins Detail ausgeprägt war, findet sich heute in Ansätzen in „Eliteschulen des Sport“ wie etwa in Potsdam wieder. Zu dieser Einschätzung kommt die Sporthistorikerin Jutta Braun von der Universität Potsdam und dem Zentrum deutsche Sportgeschichte Berlin-Brandenburg (ZdS) in einem Gutachten, mit dem sich die Enquetekommission des brandenburgischen Landtags zur DDR-Aufarbeitung am heutigen Freitag befasst.
Dem Gutachten zufolge ist die Rolle des Sports in der SED-Diktatur bislang für die drei ehemaligen Bezirke Brandenburgs weder von der Politik noch vom Sport in Brandenburg aktiv hinterfragt worden, lediglich die Wissenschaft beschäftigt sich damit. Dabei geht es auch darum, wie die Staatssicherheit den Sport lenkte und selbst Jugendliche als Spitzel anwarb. Zugleich benennt das Gutachten auch Mängel beim Umgang mit stasi-belasteten Sport-Funktionären nach der Wende. Außerdem gibt es laut Gutachten trotz der Doping-Prozesse Ende der 1990er Jahre Nachholbedarf bei der Aufarbeitung des Doping-Systems in der DDR. Dabei habe gerade bei den Kanuten, Leichtathleten und Gewichthebern in Potsdam, Cottbus und Frankfurt (Oder) Doping eine große Rolle gespielt. axf/pek
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