Brandenburg: Studenten fürchten die Weihnachtspause
Protest gegen Kürzungen geht weiter. Von Streikmüdigkeit keine Spur. Wären da nicht die Ferien
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Protest gegen Kürzungen geht weiter. Von Streikmüdigkeit keine Spur. Wären da nicht die Ferien Von Lars von Törne Berlin. Noch scheint ihre Ausdauer unbegrenzt. Tag für Tag machen Berlins streikende Studenten mit neuen Protesten auf sich aufmerksam. Auch gestern harrten Demonstranten trotz frostiger Kälte vor dem Roten Rathaus aus, marschierten in kleinen Gruppen Unter den Linden entlang oder trafen sich zu „öffentlichen Vorlesungen“ im Lustgarten, Sony Center oder auf dem Potsdamer Platz. Zunehmend machen sich die Studenten allerdings Gedanken, wie sie den Protest weiter aufrecht erhalten können. Denn der Hauptgegenstand der studentischen Empörung, der Berliner Haushalt, wird voraussichtlich erst im Februar oder März beschlossen. Davor liegt etwas, was den Studenten und ihren politischen Sympathisanten Sorge bereitet: „Die vermaledeite Weihnachtspause“, wie es der PDS-Politiker Benjamin Hoff nennt, der den Streik unterstützt. Er hofft, dass „die Studenten eine Protestkultur entwickeln, die bis ins nächstes Jahr anhält.“ Auch Studenten-Sprecher Peter Hartig von der Humboldt-Universität hat Angst, dass die Protestenergie der vergangenen Wochen „verpufft“, sobald die Studenten in gut zwei Wochen in die Weihnachtsferien gehen. Wie der Schwung ins neue Jahr getragen werden kann – das diskutieren derzeit mehrere Gruppen von Streikaktivisten. Für die kommenden Tage sehen die Streikführer der drei Universitäten allerdings noch keine Protestmüdigkeit. Im Gegenteil. „Durch Aktionen wie öffentliche Vorlesungen haben wir noch mehr Energie bekommen“, sagt Studentin Mandy Glanz vom Aktionsrat der Humboldt-Universität. Und auch TU-Student Gerald Hiller ist überzeugt davon, dass die große Mehrheit der Studenten seiner Universität bei der heutigen Vollversammlung für eine Fortsetzung des Streiks und der Proteste stimmen wird. Ebenso wie an der Technischen Universität stimmen auch die Humboldt-Studenten heute über eine Fortsetzung des Streiks ab. Am Montag hatte bereits eine FU-Vollversammlung für eine weitere Streikwoche gestimmt. Neuen Schwung erhoffen sich die Streikenden durch die Zusammenarbeit mit Kommilitonen von anderen Universitäten. Für den 13. Dezember rufen sie zu einer „europaweiten Demonstration“ auf. Neben Berlin wollen auch in Frankfurt (Main), Leipzig sowie in Frankreich die Studenten auf die Straße gehen, sagt HU-Student Hartig. In den kommenden Tagen sollen Aktionen in der ganzen Stadt für den Tag mobilisieren. Innerhalb der Universitäten regt sich derweil zunehmend Widerspruch. So hat sich eine Gruppe von Politikstudenten der FU in einem Schreiben an den Tagesspiegel gewandt, in dem sie berichtet, dass an ihrem Institut der Widerstand gegen den Boykott des Lehrbetriebs „immer massiver“ werde. Auch hätten die Streikenden Probleme, genug „Streikposten“ für die Sperrung des Instituts aufzubieten. Auch TU-Streikaktivist Gerald Hiller gibt zu bedenken, dass die Protestierer an seiner Uni nach wie vor nur eine Minderheit sind: „Die meisten haben in den vergangenen Wochen einfach weiterstudiert.“
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