Brandenburg: Suche nach der Bombe im Gebrauchtwarenladen
Ein Neuköllner Restpostenhändler kannte einen der mutmaßlichen Allawi-Attentäter
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Ein Neuköllner Restpostenhändler kannte einen der mutmaßlichen Allawi-Attentäter Von Tanja Buntrock Berlin - Zwischen gebrauchten Staubsaugern und Küchenmixern steht Amthel al-A. in seinem „Restpostenverkauf-Lager“ und hält das grüne Durchsuchungsprotokoll der Polizei hoch: „Es wurde nichts Verdächtiges gefunden“ ist dort als Resultat angekreuzt. Rund 70 Polizeibeamte hatten nach einer Bombe gesucht. Am Sonntagabend gegen 20 Uhr waren die Kräfte vom Spezialeinsatzkommando und der Bereitschaftspolizei sowie Zivilbeamte am Hinterhofladen des Irakers in der Hasenheide in Neukölln angerückt. Amthel al-A., 41, schildert die Situation so: „Die haben geklingelt. Ich war im Laden, weil ich hier abends öfter im Internet surfe. Die haben mir Taschenlampen ins Gesicht gehalten und gerufen: ,Don“t speak! Dann wurde ich hingeworfen, lag auf dem Boden. Einer zog mir eine Wollmütze über den Kopf und fesselten meine Hände mit Handschellen auf dem Rücken.“ Erst einige Minuten später durfte er sich hinsetzen und er erfuhr den Grund der Durchsuchung: Man habe ermittelt, dass er Kontakt zu dem am Freitag in der Gropiusstadt festgenommenen Rafik Y. hatte. Dieser ist einer der drei Iraker, gegen die der Bundesgerichtshof Haftbefehl erlassen hat, weil sie einen Anschlag auf den irakischen Ministerpräsidenten Allawi bei seinem Berlin-Besuch am Wochenende geplant haben sollen. Vier Stunden stellten die Beamten den Laden von Amthel al-A. auf den Kopf. Der Ladenbesitzer berichtet, dass Rafik Y. tatsächlich ein paar Mal in seinem Geschäft gewesen sein und etwas gekauft habe. „Außerdem habe ich ihm mein Konto für Einzahlungen zur Verfügung gestellt. Rafik war mit seiner Baufirma pleite. Deswegen wurde sein Konto geschlossen. Da habe ich ausgeholfen.“ Doch in letzter Zeit habe er Rafik Y. länger nicht gesehen. Gestern räumte Amthel al-A. gemeinsam mit Freunden seinen Laden wieder auf. Seit vier Jahren lebt der Händler, der aus Bagdad stammt, in Deutschland. Jeden Tag kommen Landsleute vorbei. Nicht immer, um etwas zu kaufen. „Hier kommen Bekannte und Freunde vorbei, um Kaffee zu trinken und über Neuigkeiten zu reden. Das ist so in unserer Kultur“, erzählt al-A. Gestern war natürlich ausschließlich die Durchsuchung durch die Polizei Thema. Die irakischen Männer, die im Laden sitzen, ärgern sich: „Nur, weil jemand einmal hier war, der nun verhaftet ist, sind wir alle verdächtig?“ Dass hier eine Bombe versteckt gewesen sein soll, finden sie absurd: „Unsere Kunden können in jedem Regal alles anfassen. Da würden wir doch keinen Sprengstoff verstecken!“, sagt al-A. Er schüttelt den Kopf. Dann räumt er weiter auf. Er findet, dass die Polizisten wenigstens hätten „Entschuldigung“ sagen können.
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