Brandenburg: Sumpfkrebse auf Wanderschaft
Schalentiere aus Nordamerika krabbeln in Berlin
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Berlin - Eine tiefrote Krebsart aus Nordamerika breitet sich in Berlin aus. „Wir bekommen fast täglich Anrufe, dass die wandernden Tiere gesichtet wurden“, sagt Ulrike Kielhorn, Naturschutzreferentin beim Nabu Berlin. Besonders häufig sind die tiefroten, etwa handtellergroßen Krustentiere im Tiergarten um den Neuen See herum zu beobachten. Passanten berichten verunsichert von „roten Skorpionen“, andere nehmen sie mutig in die Hand.
Zum ersten Mal hätten sich die Krebse in den vergangenen Wochen „massiv rausbegeben“, so Kielhorn. Während sie in Vorjahren nur in den frühen Morgenstunden des Hochsommers das sauerstoffarme Wasser verlassen haben, will die gewachsene Population nun wohl neue Gewässer besiedeln. Auch die hohen Wasserpegel könnten dazu beigetragen haben, vermutet Berlins Wildtierexperte Derk Ehlert. Die Entwicklung macht ihm Sorgen. Gemeinsam mit anderen invasiven Arten aus Nordamerika wie dem Marmor- und dem Kamberkrebs oder der Chinesischen Wollhandkrabbe bedrohen die Einwanderer heimische Arten. Weniger durch Verdrängung als durch mitgebrachte Krankheiten – wie die für bestimmte Arten tödliche Krebspest.
Die Wege der Einwanderung nach Nordeuropa sind vielfältig. Es können Züchter gewesen sein, die ihre Tiere ausgesetzt haben, oder urlaubende Angler, die mit ihrer Gummikleidung in Nordamerika im Wasser gestanden haben und unwissend Krebseier mit nach Deutschland brachten. In Asien und Nordamerika werden die Tiere sogar gezüchtet, um ihr delikates Fleisch zu verkaufen. Auch aus anderen Berliner Gewässern im Südwesten sind Ehlert die Krebse bekannt. Sie ernähren sich von toten Ratten und verendeten Fischen.
Aus Sicht der Naturschützer müssten die Exoten in Berlin eingesammelt werden – das gilt aber als Wilderei. Um sammelnd einzugreifen, sei es zu spät, schätzt dagegen Ehlert: „Es sind schon zu viele.“ Henning Onken (mit dpa)
Henning Onken (mit dpa
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