Brandenburg: „Super entspannt“
Barack Obama lockte die Menschen wie zu Zeiten der Fußball-WM auf die Fanmeile Der Senator posierte mit Polizisten und nahm ein Bad in der Menge
Stand:
Berlin - Obama lockte die Massen wie die Fußballweltmeisterschaft. Über 200 000 Menschen kam gestern Abend in Berlin auf die Fanmeile auf der Straße des 17. Juni, um die Rede US-Präsidentschaftsbewerber Barack Obama zu hören. Der Andrang hatte sofort um 16 Uhr begonnen, als der Eingang geöffnet wurde – wer zuerst kam, stand am dichtesten an der Bühne. Bis zum Beginn der Rede strömten die Menschen in Massen herbei. Viele versuchten, sich durch den Tiergarten direkt zur Fanmeile durchzuschlagen, dabei nahm das Grün, wie bei der WM, einigen Schaden. Der Große Stern war geladenen Gästen und hunderten Journalisten aus aller Welt vorbehalten. Das Publikum ballte sich vor allem an den beiden Großbildleinwänden. Viele verließen angesichts der Fülle sofort wieder die Fanmeile, um sich auf den Wiesen des Tiergartens in die Abendsonne zu setzen und der Rede über Radio zu lauschen.
Nach seiner Rede posierte Barack Obama mit Polizisten, die an den Absperrungen eingesetzt waren, für Fotos. Die Kameras mehrerer Beamten gingen reihum, dass jeder ein Gruppenbild mit Senator hatte. „Super entspannt die ganze Veranstaltung“, sagte ein leitender Beamter. Die Sanitäter leisteten 80 Mal erste Hilfe, nur acht Menschen mussten in Krankenhäuser gebracht werden, hieß es bei der Feuerwehr am Abend. Der einzige polizeiliche Zwischenfall war zuvor angekündigt worden. Der linke Aktivist Roland Bialke, der zuvor im Internet angekündigt hatte, die Fanmeile zu „besuchen“, wurde um 18.45 Uhr festgenommen, zur „Gefahrenabwehr“, wie es hieß. Der 25-Jährige war im vergangenen Jahr auf Kanzlerin Merkel zugestürmt war, ist bereits mehrfach durch Störungen aufgefallen und festgenommen worden.
Schon am Nachmittag herrschte großer Trubel auf der Fanmeile. Junge Obama-Fans verkauften blaue Obama-Shirts. „Tsunami of Change“ stand darauf. Gleich daneben bot ein Händler selbst gemachte Buttons an. An der Absperrung zur Fanmeile warteten Andrej Meyer und sein Vater Frank. Sie hatten sich aus dem niedersächsischen Buxtehude auf den Weg gemacht, um den Kandidaten zu sehen. „Ich habe Obamas Buch gelesen“, schwärmte der 18-Jährige, „und dachte sofort: Den muss ich sehen!“ Allzu nah kam die beiden Obama nicht, weil sie mit ihren Rucksäcken nicht in die Sicherheitszone rund um die Siegessäule durften. Auch die mitgebrachte USA-Fahne musste eingepackt bleiben. Trotzdem war Andrej euphorisch: „Obama hat durch seine Herkunft einfach einen größeren Horizont als Bush. Er sieht mehr als die amerikanischen Grenzen und Barbecue!“ Der Schüler nickte in Richtung der Grillbuden, die überall entlang der Fanmeile Würstchen und Nackensteak anboten.
Wie Andrej und sein Vater wartete auch die Dortmunderin Anja Biermann schon seit Stunden darauf, dass sich die Pforten zur Fanmeile endlich öffnen würden. Das Warten stört die 23-jährige nicht: „Für Robbie Williams habe ich zwölf Stunden angestanden!“ Sie hat keinen Rucksack dabei, nur eine Plastiktüte mit Essen. Anja will ganz vorne an der Bühne stehen. Und hofft: „Vielleicht schüttelt er ja meine Hand!“
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