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Bildungsgefälle in Deutschland und innerhalb Brandenburgs: Aus der Prignitz, Uckermark, Märkisch-Oderland, Elbe-Elster und aus Mecklenburg kommen die meisten deutschen Jugendlichen ohne Schulabschluss.

© dpa

Von Thorsten Metzner: „Super-Nannys“ für Problemschulen

Drittklässler zeigen bei Vergleichsarbeiten große Leistungsunterschiede im Rechnen und Lesen

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Potsdam - Jedes sechste Grundschulkind der dritten Klasse im Land Brandenburg kann nicht richtig lesen. Aber es gibt eine große Gruppe, nämlich von 17,7 Prozent des gleichen Jahrgangs, mit überdurchschnittlichen Lese-Fertigkeiten. Das geht aus dem den PNN vorliegenden Brandenburger Gesamtergebnis der zentralen Vergleichsarbeiten „Vera 3“ für 2010 hervor, bei denen im Mai bundesweit Kompetenzen in Lesen und Mathematik getestet worden waren. Die Jüngeren sind damit insgesamt besser als die märkischen Neuntklässler, die jüngst im Ländervergleich in Deutsch und Englisch zu den absoluten Schlusslichtern Deutschlands gehört hatten. Brandenburg unterschied sich nicht von Berlin. Das ist diesmal anders. Nach  PNN-Informationen haben Brandenburgs Drittklässler bei Vera 3 in Deutsch und Mathe diesmal besser abgeschnitten als die Berliner.

In Brandenburg hatten 16708 Drittklässler am verbindlichen Test teilgenommen. In Deutsch mussten sie innerhalb von 40 Minuten aus zwei kindgerechten Texten, einer über Elefanten als Gewohnheitstiere und einen Märchen mit Kamelen, das Wichtige herausfinden. Die niedrigste Kompetenzstufe 1 (Einzelinformationen, einfache Schlüsse) schaffen 26 Prozent: Das sind deutlich weniger als der Deutschland-Richtwert, der bei 33 Prozent liegt. Problematisch sind aus dieser Gruppe aber jene 15,9 Prozent, die deutlich unter Mindeststandards liegen. Auf der anderen Seite erreichen 17,7 Prozent die beste Stufe 5 (zentrale Inhalte von Texten selbstständig erläutern): Sie können schon das, was eigentlich erst ein Schuljahr später in Klasse Vier verlangt wird. Für Deutschland erwartet das für Vera verantwortliche Berliner Institut für Schulqualität der Länder (IfQ) nur 6 Prozent der Schüler auf diesem Niveau.

Durchweg besser als in Deutsch sieht es in Mathe aus. Nach dem Pisa-Schock 2001, wo Brandenburg Schlusslicht war, war das Problemfach gezielt gefördert worden. Der Anteil derer, die Mindeststandards bisher verfehlen, beträgt 5,2 Prozent beim ersten Testkomplex (Daten, Häufigkeit, Wahrscheinlichkeit) und 10,8 Prozent beim zweiten (Zahlen und Operationen).

Brandenburgs Bildungsstaatssekretär Burkhard Jungkamp äußerte sich in einer ersten Stellungnahme vorsichtig erleichtert zum „passablen Abschneiden“ der Drittklässler. Anders als im Leistungsvergleich Deutsch/Englisch liege Brandenburg bei Vera 3 in Rechnen und Lesen „über dem deutschen Schnitt“, sagte er den PNN. Allerdings dürfe man sich nicht zurücklehnen, gebe es immer noch zu viele Schüler mit Schwächen: „Wir dürfen nicht nachlassen.“ Und dabei geht das Bildungsministerium völlig neue Wege. Wie Jungkamp bestätigte, hat man gerade rund 40 Problemschulen herausgefiltert, die bei zentralen Prüfungen oder Vergleichsarbeiten wie Vera wiederholt auffällig unter dem Landesschnitt liegen. Dorthin sollen sollen jetzt Interventionsteams, ein Prinzip a la „Super-Nanny“. „Es geht um aufsuchende Lehrerfortbildung“, sagt Jungkamp – das ist ein Systemwechsel.“

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