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Ein Projekt der 32. Tagesspiegel-Weihnachtsspendenaktion „Menschen helfen!“

© Silvia Passow

Tagesspiegel-Spendenaktion „Menschen helfen!“: Die Stiftung Lobetal bittet um Spenden für Computer und Stühle 

Die Hoffnungstaler Stiftung Lobetal bringt mehr Abwechslung in den Alltag von Menschen mit kognitiven Einschränkungen. Benötigt werden dafür neue Technik und Stühle.

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Bei der 32. Tagesspiegel-Weihnachtsaktion „Menschen helfen!“ 2024/25 bitten wir um Spenden auf unser Vereinskonto für 52 ausgewählte soziale Projekte. In unserer Serie stellen wir einige stellvertretend vor. Heute: Ein Projekt der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal in Brandenburg. Hier sollen zwei Computer und dazugehörige Spiele mehr Abwechslung in den Alltag von Menschen mit kognitiven Einschränkungen bringen.

Denis Koren läuft unruhig um den großen Tisch. Bemalte Keramikarbeiten stehen darauf. Im Haus am Glockenberg der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal bei Bernau bekommen Menschen mit verschiedenen psychosozialen Beeinträchtigungen Beschäftigung. Sie können mit Ton arbeiten, filzen oder in der Holzwerkstatt kreativ werden.

Beschäftigung für ein paar Stunden

Auch Denis kommt regelmäßig. Für den 25-Jährigen mit der Autismus-Spektrum-Störung (ASS) ist der regelmäßige Alltag wichtig. Wird dieser Alltag unterbrochen, so wie nun gerade, wird er unruhig. „Und dann macht er auch schon mal was kaputt“, sagt Volker Sasse. Der Heilerziehungspfleger betreut Denis seit fünf Jahren. „Kognitiv ist er auf der Stufe eines Dreijährigen“, erklärt er weiter.

Volker Sasse und Denis Koren (r.) auf dem weihnachtlich geschmückten Grundstück der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal.

© Silvia Passow

Während er erzählt, dass Denis in einer Wohngruppe auf dem Gelände wohnt und bei der Gartenarbeit gern die Schippe nutzt, läuft dieser weiter um den Tisch. Dann scheppert es, Denis hat eine der Keramiken genommen und auf den Boden geworfen. Nun starrt er auf die Scherben.

30 Klienten kommen in Sasses Arbeitsbereich, vier von ihnen werden von Sasse selbst betreut. Sie bleiben nicht den ganzen Tag, je nach Aufnahmefähigkeit verbringen sie unterschiedlich viele Stunden mit der Beschäftigung. Beschäftigung heißt, die Fähigkeiten zu fördern. Das ist keine Werkstatt – und es wird auch nicht gearbeitet.

Ziel ist, den meist jungen Menschen einen sinnvollen Tagesablauf zu ermöglichen. Struktur und Rhythmus geben. Denis kommt vormittags drei Stunden und am Nachmittag noch mal zwei. Zwischen den einzelnen Beschäftigungssequenzen ruht er sich aus. Denis braucht eine Eins-zu-eins-Betreuung, das heißt, Sasse ist ständig in seiner Nähe.

Denis Lieblingsbeschäftigung ist Memory spielen am Computer. Oder Solitär. An den sogenannten Ballerspielen faszinieren ihn die Geräusche, die Spiele selbst gefallen ihm eigentlich nicht. Er braucht die Logik, den Sinn dahinter, sagt Sasse und sieht in den Lern- und Wissensspielen einen echten Gewinn für seine Klienten. Deshalb wünscht er sich zwei Computer und vier ergonomische Stühle für Denis und die anderen Klienten.  

Um zum Computerraum zu gelangen, müssen Denis und Sasse das Haus verlassen. Es geht über das Grundstück. Den Weg zum Computerraum kennt Denis genau, am Haus angekommen, läuft er voran.

Volker Sasse schaut Denis Koren beim Spielen über die Schulter.

© Silvia Passow

Im Computerraum setzt sich Denis auf einen Stuhl, der sehr wahrscheinlich älter ist als er selbst. Er schaltet den Computer allein an. Dann zieht er eine Tastatur aus einem Fach im Schreibtisch hervor. Die Finger tippen auf verschiedene Tasten, dann verstaut er die Tastatur wieder im Schreibtisch. Sasse schaut ihm dabei über die Schulter.

„Das hat er sich abgeguckt“, sagt der 51-jährige. Denn eigentlich wäre kein Passwort, und damit auch keine Tastatur, nötig, klärt Sasse auf. Denis hat aber beobachtet, wie jemand die Tastatur benutzte, also macht er es auch. Dann setzt er sich Kopfhörer auf die Ohren. Auch dies gehöre zum Ritual, sagt Sasse, und sei gleichzeitig auch Schutz vor Störungen. Die mag Denis nämlich gar nicht.

Auf dem Monitor erscheinen nun viele Kacheln, hinter ihnen verbergen sich die Symbole, zu denen bei dem Spiel das Gegenstück gefunden werden muss. Denis merkt sich nicht nur genau, wo diese Gegenstücke hinter welcher Kachel stecken. Er ist sehr fix und geschickt dabei. Hat er ein Spiel aufgelöst, erscheint das nächst und der Schwierigkeitsgrad steigt.

Ich möchte Denis gern weiter fördern.

Volker Sasse, Heilerziehungspfleger der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal

Denis könne sehr viel schneller als er selbst die Memory-Spiele spielen, sagt Sasse. Er hat nicht nur ein gutes Gedächtnis, er kann auch bis hundert zählen und Ziffern schreiben. Sasse weist auf eine Tafel, auf der er mit Denis Zahlen von ein bis zehn aufgeschrieben hat.

Wenn Denis am Computer sitzt, können beide, Denis und Sasse, jeder auf seine Weise, aufatmen. Denis ist dann entspannt und scheint völlig in der Welt des Spieles versunken. 45 Minuten bis eine Stunde, dann ist bei Denis die Luft raus, dann muss er sich ausruhen.

Sasse sagt, er sieht die Fortschritte, die Denis am Computer mache. „Ich möchte Denis gern weiter fördern“, sagt er. Und nicht nur ihn, auch die anderen Klienten am Glockenberg könnten von Lern- und Wissensspielen am Computer profitieren. Die Feinmotorik in den Händen wird mit dem Bewegen der Maus ebenfalls gefördert.

Und: Seitdem Denis regelmäßig am Computer spielt, schläft er besser, berichtet Sasse. Vieles, was Denis Freude macht, wie schwimmen gehen, ist kaum machbar, bedauert er. Der personelle Aufwand ist einfach sehr groß. Eine Stunde Memory spielen am Computer bringt Freude in seinen Alltag, sagt Sasse, der sich für seine Klienten mehr digitale Teilhabe wünscht.

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