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Brandenburg: Tankstelle unter Denkmalschutz

Wer die einzig erhaltene "Reichsautobahn-Tankstelle" aus der Nähe betrachten will, muss gut zu Fuß sein: eine ordentliche Zufahrt gibt es nicht mehr, Schutzplanken versperren den Weg, dahinter rollt der Verkehr. 1937 eröffnet, überstand die frühere Tankstelle an der Ausfahrt Fürstenwalde auf halber Strecke zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) als einziges Werk des Architekten Friedrich Tamms die Wirren der Zeit.

Wer die einzig erhaltene "Reichsautobahn-Tankstelle" aus der Nähe betrachten will, muss gut zu Fuß sein: eine ordentliche Zufahrt gibt es nicht mehr, Schutzplanken versperren den Weg, dahinter rollt der Verkehr. 1937 eröffnet, überstand die frühere Tankstelle an der Ausfahrt Fürstenwalde auf halber Strecke zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) als einziges Werk des Architekten Friedrich Tamms die Wirren der Zeit. Und so wird es wohl bleiben: Nach langem Hin und Her haben sich Denkmalschützer gegen Abrissbefürworter durchgesetzt. Das Unikum mit dem ausladenden Dach bleibt stehen. Es zu nutzen, sei aber nicht möglich, sagt die Sprecherin des Brandenburgischen Autobahnamtes, Cornelia Mitschka. "Die Tankstelle steht direkt im Dreieck zwischen Auf- und Abfahrt sowie der eigentlichen Autobahn und kann bei der heutigen Verkehrsdichte nicht mehr problemlos erreicht werden." Durch den Neubau der Autobahn von Polen nach Berlin rückte die Tankstelle sogar hinter Schutzplanken ins Abseits. Die Spuren zum Ein- und Ausfädeln sind für die heutigen Geschwindigkeiten viel zu kurz, Parkplätze fehlen ganz.

Aus der Sicht des Autobahnamtes wäre ein Abriss also folgerichtig gewesen. Alles sollte vorher genau dokumentiert werden, um der Nachwelt die Erinnerung zu bewahren. Doch das Landesamt für Denkmalpflege konterte. Auch Bauten ohne eine aktuelle Nutzung verdienten den Schutz, hieß es. Schließlich frage bei Reiterstandbildern auch niemand nach einem konkreten gewerblichen Zweck.

Jetzt muss das Autobahnamt sich um die Tankstelle kümmern, die Erinnerungen an längst vergessene Tankstellenbesuche in der kleinen Republik wach werden lässt. Bezahlt wurde bei "Minol" stets direkt an der Zapfsäule, auch wenn sich in den letzten Jahren vor der Wende die Selbstbedienung an der "Pistole" durchsetzte. Auf den Mann mit der großen Geldbörse musste stets gewartet werden. Geduld war ohnehin stets gefragt. Gerade an der Tankstelle Fürstenwalde gehörten an Wochenenden Wartezeiten von zwei Stunden zur Regel. Auf dem Weg nach Polen gab es keine andere Tankmöglichkeit. Kurioserweise waren die Zapfsäulen sowohl aus Ost- als auch aus Westrichtung zu erreichen. Mittelplanken existierten nicht, so dass ein Abbiegen bei dem geringen Verkehr auf Autobahnen keine besondere Gefahr darstellte. Kurz nach der Wende damit Schluss.

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