Brandenburg: Taxifahrer drohen sich gegenseitig Prügel an Streit am Flughafen Schönefeld ist eskaliert
Berliner sind sauer, weil sie länger warten müssen
Stand:
Schönefeld - „Sauerei!“, ruft der Taxifahrer seinen Kollegen zu. Die aber ballen die Fäuste und drohen sogar mit Angriffen gegen das Leben der Fahrer. Sie meinen es offenbar ernst. „Das nächste Mal bist du dran!“, ruft einer und macht ein Handyfoto vom Kennzeichen. „Wir kriegen raus, wo deine Familie wohnt.“ Das Klima unter den Taxifahrern am Flughafen Schönefeld (Dahme-Spreewald) ist derzeit mehr als angespannt.
Die Kontrahenten sind leicht auszumachen: Fahrer mit dem Kennzeichen „LDS“ für den Landkreis Dahme-Spreewald gegen Fahrer mit dem Kennzeichen „B“. Seit etwa zwei Wochen tobt der Streit. Schon mehrfach musste die Polizei einschreiten, um Schäden an Autos oder Anzeigen wegen Beleidigung und Nötigung aufzunehmen. „Wir sind sehr oft im Einsatz“, sagt eine Sprecherin.
Hintergrund der Situation ist die Lage des Flughafens Schönefeld. Er gehört genau wie der künftige Großflughafen zum Land Brandenburg. Taxi-Chauffeure aus Berlin dürfen hier nur aufgrund einer Vereinbarung zwischen dem Senat und dem Landkreis Dahme-Spreewald ihre Dienste anbieten. Denn eigentlich untersagt das Personenbeförderungsgesetz einen Taxiverkehr außerhalb der Gemeinden, in denen ein Unternehmen seinen Betriebssitz hat. Da aber weit über 95 Prozent aller in Schönefeld landenden Fluggäste ein Ziel in Berlin ansteuern und es gar nicht genügend „LDS-Taxen“ gibt, können hier die Berliner ausnahmsweise Fahrgäste aufnehmen.
Allerdings bestehen für einheimische und Berliner Taxen vor dem Flughafenterminal getrennte Wartebereiche. Genau an der Einfädelspur prallen nun die Gemüter und manchmal auch die Fahrzeuge aufeinander. „Ich warte im Schnitt drei Stunden auf einen Fahrgast“, schimpft der Berliner Taxifahrer Rudolf Mayer. „Die LDS-Fahrer aber können sich gleich in den vorderen Bereich einordnen. Das ist völlig ungerecht.“
Genau deshalb klagte ein Berliner Taxifahrer gegen die Regelung. Das Oberverwaltungsgericht bestätigte zwar die Bevorzugung der LDS-Fahrer beim Einfädeln, erklärte die Regelung aber gleichzeitig aus formellen Gründen für unwirksam. Die „gesetzliche Ermächtigung“, auf die sich die Regelung beim Einfädeln stützt, sei nicht im Vereinbarungstext zitiert worden. Was sich wie eine juristische Spitzfindigkeit anhört, wird von der Mehrheit der Berliner Taxifahrer als ein Ende des bisherigen Vorteils der „Platzhirsche“ gedeutet.
„Wir sind nur etwa 30 Fahrer“, sagt Jorgo Zimmer aus Schönefeld. „Aber den Berliner Kollegen geht es offenbar so schlecht, dass sie uns den kleinen Vorteil nicht gönnen.“ Nachts würden sie sich gar nicht mehr nach Schönefeld trauen, jedenfalls nicht allein. Andererseits zahlt der Kunde unterschiedliche Preise. Eine Fahrt zum Alex kostet in einem LDS-Taxi rund 39 Euro, in einem B-Taxi wegen des niedrigeren Tarifs aber 36 Euro. Dafür dürfen Taxis aus dem Umland in Berlin keine Fahrgäste aufnehmen. Die Flughafengesellschaft wollte sich nicht zum Konflikt äußern. Claus-Dieter Steyer
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: