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Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei bereitet sich auf den Einsatz in Vieritz vor.

© Cevin Dettlaff/TNN/dpa

Update

Großeinsatz in Brandenburg endet tödlich: Gehörte der verschanzte Mann zum Reichsbürger-Milieu?

Fast 35 Stunden lang hält ein bewaffneter Mann in einem Haus in Vieritz die Polizei in Atem, schließlich wird er tot aufgefunden. Was bisher bekannt ist.

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Ein Drama mit tödlichem Ausgang in einem kleinen Ort in Brandenburg. Was sich am Wochenende in dem 300-Seelen-Dorf Vieritz, Ortsteil der Gemeinde Milower Land im Kreis Havelland, abspielte, werden die Einwohner nicht so schnell vergessen können.

Zumal die Ermittlungen erst am Anfang stehen, die genauen Hintergründe des Falls, der im Zusammenhang mit einem Jugendamtsstreit stehen soll, noch unklar sind.

Fast 35 Stunden lang hatte sich ein Mann seit Freitagnachmittag in einem Haus in Vieritz verschanzt, lieferte sich Schusswechsel mit der Polizei, die mit einem Großaufgebot im Einsatz war, das Dorf abriegelte.

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Obduktion soll Todesursache klären

In der Nacht zu Sonntag, kurz nach 3 Uhr, dann die Mitteilung der Polizei, der es am Samstagabend gelungen war, in das Gebäude vorzudringen: Der Mann ist tot. Gegen 0.30 Uhr sei der Verdächtige leblos im Dachgeschoss des Hauses aufgefunden worden.

Ein Notarzt habe den Tod festgestellt. „Die Staatsanwaltschaft Potsdam hat ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet“, sagte deren Leiter Wilfried Lehmann am Sonntag dem Tagesspiegel.

Eine schnelle Obduktion soll die Todesursache klären, zeigen, ob der Mann sich selbst das Leben nahm oder durch einen Schusswechsel mit der Polizei starb. Das Ergebnis werde in den kommenden Tagen erwartet, sagte Polizeisprecherin Kerstin Schröder am Sonntag in Brandenburg an der Havel. Nach Tagesspiegel-Informationen spricht die Auffindesituation der Leiche eher für eine Selbsttötung.

Der Mann hat Schüsse auf Polizeibeamte eingesetzt, und entsprechend gab es die Reaktion der handelnden Kolleginnen und Kollegen vor Ort.

Kerstin Schröder, Sprecherin der Polizeidirektion West

Der Mann habe zuvor mehrfach auf die Einsatzkräfte vor Ort geschossen. „Es wurden keine Beamten verletzt“, teilte die Polizei mit. „Der Mann hat Schüsse auf Polizeibeamte eingesetzt, und entsprechend gab es die Reaktion der handelnden Kolleginnen und Kollegen vor Ort“, so Polizeisprecherin Schröder.

Am Einsatzort seien mehrere Schusswaffen, Munition sowie weitere gefährliche Gegenstände, darunter eine Handgranate, gefunden worden. Wie der Verdächtige an die Waffen kam, ist Gegenstand der Ermittlungen. Auch die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den Beteiligten sind noch nicht geklärt.

Gehörte der Mann dem Reichsbürger-Milieu an?

Nach Informationen von „Bild“-Zeitung und RBB soll der Mann dem Reichsbürger-Milieu angehört haben. Potsdams Staatsanwaltschaftschef Lehmann konnte das am Sonntag zunächst nicht bestätigen. „Hinweise auf eine politische Motivation gibt es bislang nicht“, sagte er dem Tagesspiegel.

Hintergrund des Einsatzes war laut Polizei die mögliche Gefährdung eines Kindes, das sich bis Freitagnacht mit seiner Mutter und einem weiteren Mann in dem Haus befunden hatte.

Am Freitagabend gelang es den Einsatzkräften, den zweiten, ebenfalls bewaffneten Mann zu überwältigen, als dieser vor die Tür trat. Das Amtsgericht Potsdam erließ Haftbefehl, der Mann sitzt inzwischen in der Justizvollzugsanstalt Wriezen.

Das Kind kam in die Obhut des Jugendamtes

Mutter und Kind wurden in der Nacht auf Samstag in Sicherheit gebracht, das Kind kam in die Obhut des Jugendamtes. Angaben zum Alter, zum Geschlecht oder zu Verwandtschaftsverhältnissen machten die Behörden aus Schutz- und Ermittlungsgründen am Sonntag nicht.

Die Polizei war am Freitag nach Vieritz ausgerückt, um Amtshilfe für das Jugendamt zu leisten und einen Beschluss des Amtsgerichts durchzusetzen. Worum es dabei genau ging, ließen die Ermittler am Sonntag unbeantwortet.

Laut einem Bericht der „Bild“-Zeitung soll der Einsatz damit zusammenhängen, dass der nun tote Hauptverdächtige das Kind nicht in der Schule anmelden wollte. In sozialen Medien soll sich der Mann Mitte 30 der Zeitung zufolge als Fan des russischen Diktators Josef Stalin gezeigt und – Reichsbürger-Narrativ – behauptet haben, die Bundesrepublik sei ein besetztes Land.

Neben Spezialeinsatzkräften des Landes Brandenburg kamen auch Beamte der Bundespolizei sowie aus Berlin, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt zum Einsatz. Der Landkreis unterstützte mit Feuerwehr und Rettungsdienst. (mit dpa)

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