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Brandenburg: Todesursache: Lkw-Unfall
Mehr als zwei Drittel aller Todesopfer auf Brandenburgs Autobahnen starben bei Unfällen mit Lkw. Woidke: Speditionsfirmen sorgen für „gefährliches Klima“
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Potsdam - Autofahrer auf Brandenburgs Autobahnen müssen sich auf weitere Geschwindigkeitsbegrenzungen einstellen. Um die Sicherheit auf den Autobahnen zu erhöhen, seien „weitere Tempolimits sinnvoll“, sagte Brandenburgs Innenminister Dietmar Woidke (SPD) am Mittwoch bei der Vorlage der aktuellen Verkehrsunfallbilanz des Landes in Potsdam. Angemessen sei möglicherweise eine Obergrenze von 130 Kilometern pro Stunde, meinte der Minister. „Auf der Autobahn 24 hat uns das weitergbracht.“ Der Unfallstatistik zufolge war die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle auf den Autobahnen des Landes im vergangenen Jahr zwar gegenüber 2010 um gut 19 Prozent gesunken. Deutlich zugenommen aber hat auf den Autobahnen die Zahl der Unfälle mit Todesfällen im Zusammenhang mit Lkw. Insgesamt seien im vergangenen Jahr dabei 24 Menschen ums Leben gekommen. Gegenüber 2010 bedeute dies eine Steigerung um 60 Prozent. Den Speditionsfirmen warf Woidke in diesem Zusammenhang Verwantwortungslosigkeit vor.
Insgesamt starben auf brandenburgischen Straßen im vergangenen Jahr 187 Personen bei Verkehrsunfällen. Zwar sank die Zahl damit gegenüber 2010 um zwei Personen und befindet sich auf dem niedrigsten Stand seit 1991. Dennoch belege das Land Brandenburg bundesweit weiterhin einen traurigen Spitzenplatz, räumte Woidke ein. Auch wenn für die anderen Bundesländer noch nicht alle aktuellen Zahlen vorlägen, sei nicht damit zu rechnen, dass sich dieses Verhältnis gegenüber den Vorjahren verschoben hätte. Es dürfe dabei auch nicht vergessen werden, dass die gesunkene Zahl der Todesopfer unter anderem auf eine verbesserte Fahrzeugtechnik und auf Fortschritte in der medizinische Behandlung zurückzuführen werden könne, sagte Woidke. Häufigste Todesursache sei nach wie vor zu schnelles Fahren. 73 der 187 Verkehrstoten seien Opfer von Raserei gewesen. Rückläufig ist der Bilanz zufolge auch die Gesamtzahl der Unfälle. Wurden 2010 noch 89 629 Unfälle registriert, waren es im vergangenen Jahr nur 80 444. Insgesamt krachte es laut Polizei damit landesweit rund zehn Prozent weniger als noch im Jahr zuvor.
Als „erschreckend“ bezeichnete Woidke die den rasanten Anstieg der Opferzahlen im Zusammenhang mit dem gewerblichen Güterverkehr auf Autobahnen. Die getöteten 24 Personen machten 65 Prozent alles Todesopfer von Verkehrsunfällen auf Autobahnen aus, berichtete Woidke. „Hier muss entgegengesteuert werden.“ Insgesamt starben 2011 landesweit 50 Menschen bei Unfällen mit Lkw. Gegenüber dem Vorjahr sei dies eine Zunahme um etwa die Hälfte. Schwere Vorwürfe erhob Woidke in diesem Zusdammenhang gegen die Transportfirmen. „Die Entwicklung wirft kein gutes Licht auf die Fahrer, aber auch nicht auf die Unternehmen“, so Woidke. Durch ihren Wettbewerbsdruck sorgten „die Speditionsfirmen“ in den Fahrerhäusern und auf den Straßen „zunehmend für ein gefährliches Klima“.
Vom regionalen Branchenverband, dem Verband Verkehr und Logistik Berlin-Brandenburg, war zunächst keine Stellungnahme zu bekommen. ADAC-Verkehrsexperte Jörg Becker hingegen zeigte sich von der hohen Zahl der Todesopfer bei Unfällen mit Lastkraftwagen nicht überrascht. „Eine Tenedenz, die wir befürchtet haben“, sagte Becker gestern den PNN. Offiziellen Prognosen zufolge werde der Lkw-Verkehr auf Brandenburgs Straßen bis 2030 um 200 Prozent zulegen. „Und wo mehr Lkw fahren, steigt auch die Wahrscheinlichkeit für schwere Unfälle“, meinte der ADAC-Experte. Zwar verführe die „Just in time-Philosophie“ im Güterverkehr, also das Prinzip der auf Pünktlichkeit basierenden, Lager unabhängigen Warenlieferung, Speditionsfirmen, ihre Fahrer unter Druck zu setzen, doch müssten in einer Logistik-Region wie Brandenburg auch die Voraussetzungen für den Güterverkehr stimmen. „Schon seit Längerem forden wir deshalb den vollständigen dreistreifigen Ausbau der Autobahnen 12,13 und 24“, sagte Becker weiter. Auch sei es Aufgabe der Landesbehörden, die Fahrzeugsicherheit und die Einhaltung der Ruhezeiten im Lkw-Verkehr ausreichend zu kontrollieren.
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