Brandenburg: Tote im Koffer
Sieben Jahre Haft für Täter: Brutaler Totschlag – es war eine spontane Tat
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Berlin - Regungslos nahm der Mann, der seine Bekannte aus Norwegen mit sieben Messerstichen umgebracht, die Leiche in einen Koffer gezwängt und in die Spree geworfen hatte, das Urteil entgegen: Sieben Jahre Haft hat das Berliner Landgericht gegen Jorge V. verhängt. Der damalige Galerie-Betreiber habe die 36 Jahre alte Frau im Streit erstochen. Er sei des Totschlags schuldig, befanden die Richter. Gegen einen Mitangeklagten, der beim Verstecken der Leiche geholfen hatte, ergingen neun Monate Gefängnis.
„Es war eine spontane Tat“, sagte der Vorsitzende Richter. In einem Streit, in dem die Frau sehr laut geworden sei und mit einer Anzeige gegen den 39-Jährigen gedroht habe. Jorge V. habe die Frau in seiner Galerie in Wedding geschlagen und zu Boden gebracht. „Dann nahm er ein Messer, das zufällig in seiner Reichweite lag.“
Es war ein grausiger Fund: In einem Rollkoffer wurde am Ufer der Spree die Leiche entdeckt. Lene S., 36 Jahre alt. Sie liebte Straßenkunst, die Natur, das Reisen, Bier und Schokolade, wie sie bei Facebook schrieb. Der studierte Theaterwissenschaftler und die Weltenbummlerin hatten sich vor der Galerie des Chilenen in Wedding kennengelernt. Der Staatsanwalt sagte, es habe sich eine „Beziehung mit Höhen und Tiefen entwickelt“.
Im Juni 2015 wohnte Rucksack-Touristin Lene S. auch bei V. Die Frau habe sich aber durch den Konsum von Alkohol und Drogen zunehmend verändert, hieß es in dem dreiwöchigen Prozess. Einerseits sei Lene S. sehr liebenswert gewesen. „Ihr zweites Gesicht aber war von Provokationen und Aggressionen getragen“, sagte der Staatsanwalt. V. habe sich deshalb trennen wollen und verlangt, dass sie sich eine neue Bleibe suchen sollte.
Drogen und Alkohol spielten eine Rolle, als Künstler V. in der Nacht zum 3. Juni 2015 auf sein Opfer losging. Die Richter folgten einem Gutachten und gingen von erheblich verminderter Schuldfähigkeit aus. Im Urteil ordneten sie zugleich die Unterbringung des Angeklagten in einer Entziehungsanstalt an.
Jorge V. war nach der Tat geflohen und wurde schließlich in Mexiko gefasst. Vor Gericht brach er sein Schweigen. „Es tut mir unendlich leid“, begann er sein Geständnis. Er habe ihren Auszug verlangt. „Weil sie Speed und Alkohol in großen Mengen konsumiert, oft grundlos gelacht oder geschrien hat.“ Sie habe aggressiv reagiert und unter anderem gedroht, ihn wegen seiner Tätigkeit ohne Arbeitserlaubnis anzuschwärzen. „Ich fühlte mich in meiner Existenz bedroht“, sagte der Angeklagte. Eine Sicherung sei durchgebrannt. Das Geständnis, seine Reue, die Drogen sowie eine Auslieferungshaft von mehr als sechseinhalb Monaten in Mexiko werteten die Richter strafmildernd. Sie folgten mit dem Urteil dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Der Verteidiger von Jorge V. hatte keinen konkreten Antrag gestellt. Kerstin Gehrke
Kerstin Gehrke
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