Brandenburg: Traum vom Fliegen gescheitert
Ausverkauf der CargoLifter AG – Versteigerung in Riesenhalle
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Ausverkauf der CargoLifter AG – Versteigerung in Riesenhalle Von Peter Jähnel Brand. Der Traum vom Fliegen ist vorerst gescheitert. Bei dem insolventen Luftschiffentwickler CargoLifter AG herrscht Ausverkauf. Praktisch alles, was nicht niet- und nagelfest ist, kommt von diesem Mittwoch (8.10.) an in der Riesenhalle in Brand (Dahme- Spreewald) unter den Hammer. Wo das Unternehmen einst Transportluftschiffe in Serie bauen wollte, soll nun bis Oktober 2004 der größte überdachte Regenwald der Welt mit Badestrand entstehen. Die Planungen der britisch-malaysischen Investorengruppe Colin Au/ Tanjong für das Projekt „Tropical Island“ laufen auf Hochtouren. Zur Versteigerung sind die Gegenstände akkurat in der acht Fußballfelder großen Halle aufgereiht, die im Juli an die neuen Investoren verkauft wurde. Dort sollten ursprünglich jeweils zwei der „Riesenzigarren“ zugleich produziert werden, die für Schwerlasten bis 160 Tonnen konzipiert waren. Doch mit dem Verkauf der Halle sind die ehrgeizigen Pläne von der Leichter-als-Luft-Technologie auf dem früheren Militärflugplatz Brand 60 Kilometer südöstlich von Berlin gescheitert. Ihre Überbleibsel kommen jetzt unter den Hammer. „An den drei Tagen 8., 9. und 11. Oktober werden etwa 3000 Positionen angeboten“, sagt eine Mitarbeiterin des Unternehmens Christoph Sattler aus Senden-Bösensell im Ruhrgebiet, das Spezialist für Industrieversteigerungen ist. „Wir haben bisher ein reges Interesse und viele Gebote verzeichnet“, fügt sie hinzu, ohne Details zu nennen. Als Orientierung dient ein Katalog, in dem akribisch alle Posten aufgelistet sind und der bisher im Internet 3500 Mal angeklickt wurde. Auch der Insolvenzverwalter Rolf-Dieter Mönning hält sich mit Auskünften über den Gesamtwert der angebotenen Gegenstände und die Höhe einzelner Gebote bedeckt. „Ich habe mir einen bestimmten Ertrag vorgenommen und hoffe, dass er bei der Versteigerung erreicht wird“, sagt der Aachener Anwalt. „Durch die öffentliche Versteigerung soll eine maximale Transparenz ermöglicht werden, da kann jeder sehen, was diese Dinge wert sind.“ Was nicht gleich Käufer findet, soll später erneut angeboten werden. Am Mittwoch (8.10.) kommen vor allem Anlagen und Maschinen sowie Handwerkszeuge und Fahrzeuge unter den Hammer. Das größte Gerät ist ein 250 Meter langer, Computer gesteuerter Schneidetisch für die Luftschiffhülle. Es ist als einem Verkaufswert von 2,5 Millionen Euro angegeben. Einen Tag später wird Technik des Luftschiffbaus den Meistbietenden zum Kauf angeboten, darunter auch das kleine Testluftschiff „Joey“, das aber nicht in Betrieb ist. Am Samstag (11.10.) suchen EDV- und Videotechnik sowie Büromöbel für etwa 500 Arbeitsplätze einen Käufer. Mönning rechnet an diesem Tag mit dem größten Andrang. Manche Aktionäre sehen der Versteigerung mit gemischten Gefühlen entgegen. „Das ist eine Verschleuderung unseres Vermögens“, schimpft Andreas Eichner, Vereinschef der Aktionärsinititiative „Zukunft in Brand“. „Wer die Hand hebt, kriegt die Sachen für ein paar Cent“, meint er. Mönning widerspricht: „Das Gegenteil ist der Fall, alle Gegenstände sind erfasst und mit einer Nummer versehen.“ Der Gläubigerausschuss habe sich die Verzeichnisse genau angesehen. „Ich bin gesetzlich verpflichtet, das Vermögen bestmöglich zu verwerten“, betont Mönning. Die Ansprüche der Gläubiger an den Insolvenzverwalter belaufen sich auf etwa 120 Millionen Euro, allein 50 Millionen will die Landesinvestitionsbank zurückhaben. Der Verkauf des 500 Hektar großen Geländes mitsamt dem Hangar sowie Nebengebäuden an Au/Tanjong brachte rund 18 Millionen Euro in die Kasse des Verwalters. Das ist knapp ein Viertel der Baukosten von 78 Millionen Euro für die große Halle, von denen etwa die Hälfte Fördermittel des Landes waren. Mönning hofft, dass durch die Versteigerung weitere Millionen hinzu kommen. Weiteres im Internet: www.christoph-sattler.de
Peter Jähnel
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