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Brandenburg: Triebwerksbau mit Schraubenzieher

Ministerpräsident Matthias Platzeck bei MTU in Ludwigsfelde

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Ministerpräsident Matthias Platzeck bei MTU in Ludwigsfelde Von Thorsten Metzner Ludwigsfelde. Verblüffte Mienen bei den Besuchern: So werden Triebwerke von Düsenjets gebaut und instandgesetzt? Tatsächlich erinnert die Produktionshalle der MTU Maintenance Berlin-Brandenburg in Ludwigsfelde auf den ersten Blick eher an eine Autowerkstatt, etwas größer vielleicht. Sicher, alles ist blitzblank. Aber sonst? Auf ganz traditionelle Weise nehmen Arbeiter in blauer Montur hochkomplizierte Strahltriebwerke auseinander – mit Schraubenschlüssel und Schraubenzieher, Schraube für Schraube, Mutter für Mutter. „Es ist sehr viel Handarbeit, aber wie an einem Operationstisch“, erläuterte Geschäftsführer Gerhard Reiff gestern, als er Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) und Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) durch die heiligen Hallen führte, in denen es, natürlich, ohne hochmoderne computergestützte Anlagen nicht geht. Wie die „Rissprüfung“, dem „Herz der Firma“, wo die demontierten Triebwerksteile gründlich durchgecheckt werden. Oder die beiden Prüftürme, die zu den besten weltweit gehören, in denen die Triebwerke noch einmal auf Herz und Nieren untersucht werden, ehe sie wieder in die Airbusse oder Business-Jets eingebaut werden können. Des Werk, in dem zu DDR-Zeiten noch Triebwerke russischer MIG-Kampfjets gewartet wurden, ist ein hochprofitables märkisches Vorzeigeunternehmen. Trotz der Krise der Luftfahrt durch Irak-Krieg, SARS-Seuche und den11. September machte es im Jahr 2002 126 Millionen Euro Umsatz, 29 Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor, mit rund 600 Mitarbeitern, Tendenz weiter steigend. „Natürlich schreiben wir schwarze Zahlen“, sagte Reiff, der die Ausnahmerolle mit dem besonders breiten Leistungsspektrum erklärt. Das Werk sei daher weniger anfällig für Konjunkturschwankungen: Man produziert nicht nur bestimmte MTU-Turbinen. Vor allem, das ist der Schwerpunkt, werden hier Triebwerke – unter anderem des kanadischen Herstellers Pratt & Withney – instandgesetzt, nach 6000 Starts und Landungen. Hinzu kommt die Wartung von Industrieturbinen aus Ölplattformen, Elektrizitätswerken oder Marineschiffen, die in ihrer Bauart ähnlich sind. „Mit Wartung kann man richtig Geld verdienen, mehr als mit Produktion“, so Reiff. Und, der besondere Stolz der Ludwigsfelder: Das Turbopropellertriebwerk für den neuen Militärairbus A 400 M – Produktionsbeginn 2009 – wird hier entwickelt, endmontiert und später auch gewartet. So hat der Standort auch innerhalb des MTU-Konzerns, einer Tochter von Daimler Chrysler, gute Zukunftsaussichten: Anders als der MTU-Hauptsitz München oder das Werk in Hannover soll Ludwigsfelde nach Planungen expandieren, was nicht jedem gefällt. „Wir haben nicht nur Freunde in München, aber wir stehen das durch“, so Reiff. In Ludwigsfelde jedenfalls soll sich die Belegschaft bis 2010 auf 1000 Mitarbeiter fast verdoppeln.

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