
© Doris Spiekermann-Klaas
Brandenburg: Tröpfelnde Informationen
Nach dem Wasserschaden beim BND spekulieren nicht nur die Bauarbeiter über mögliche Täter – oder war alles nur ein Fehler?
Stand:
Beim BND ist alles anonym, auch der Bauarbeiter-Treff gegenüber dem Neubau an der Chausseestraße. Hier frühstücken die Sicherheitsleute mit den Installateuren und tauschen den neuesten Tratsch aus. Der Wasserschaden hat natürlich höchste Priorität. Zwei Männer in Arbeitskluft, vom Abwassergewerk, haben gehört, die Sache mit den verschwundenen Armaturen könne am ehesten in die Kategorie „banaler Baustellenklau“ eingeordnet werden. Dennoch: „Das Landeskriminalamt ermittelt in alle Richtungen“, erklärt die Polizei, also auch in die Richtung eines politisch motivierten Anschlags.
Die Informationen zu diesem peinlichen Zwischenfall fließen spärlich. Am Übergang vom südlichen Bürotrakt zum Hauptgebäude sollen im vierten, fünften und sechsten Stockwerk Wasserhähne gefehlt haben, als am Dienstagvormittag Wasserleitungen durchgespült wurden, heißt es. Daraufhin drang Wasser auch in Zwischenböden und wohl auch in weiter unten liegende Gebäudeteile ein.
Aus Sicherheitskreisen heißt es, man gehe mangels Einbruchsspuren derzeit von sogenannten „Binnentätern“ aus, also Personen, die für das Gelände akkreditiert gewesen seien. Die Videoaufzeichnungen vom Tatort – die Baustelle wird flächendeckend videoüberwacht – würden derzeit ausgewertet. Zeugen wollen zwei wasserüberströmte Personen auf dem Gelände gesehen haben.
Der BND selbst hält sich aus der Sache raus. Die Pressestelle konnte am Donnerstag nur vertrösten. Man habe ja bislang mit 170 Mitarbeitern nur das nördliche Bürogebäude direkt an der Straße bezogen. Der eigentliche Gebäudekomplex sei ja noch Baustelle und damit in der Regie des Bundesamtes für Bauwesen, das als Bauherr auftritt.
Das mit dem Durchspülen von Wasserleitungen haben die Bauarbeiter vom Abwassergewerk auch gehört. „Das ist Routine, muss man wegen der Legionellen machen.“ Offenbar ahnte die Spülfirma nicht, dass einige Wasserhähne fehlten.
Dass auf einer Großbaustelle wie dem BND Fehler und Unfälle passieren, kann auch an der mangelnden Kommunikation liegen. Auf der Baustelle sind Handys verboten. „Da findet dich keiner“, sagt ein Elektriker, der im südlichen Klinkerbau, der künftigen Spionageschule, arbeitet. Auch einen Bauleiter aufzutreiben, sei unter diesen Umständen schwierig. „Das ist die ruhigste Baustelle seit 20 Jahren.“
Die Handwerker im Hauptgebäude machen derzeit den Innenausbau und werden dabei von einer ungenannten Zahl von Wachleuten beaufsichtigt. „In die Sicherheitsbereiche kommt man nur nach Voranmeldung rein. Da sitzt dann jemand und bewacht die verschlossenen Türen“, erzählt ein Möbelbauer aus Bremen.
Einer der Wachleute frühstückt Spiegeleier im Bauarbeiter-Treff und freut sich, dass er zum Tatzeitpunkt schon Feierabend hatte. Sagen dürfe er ja gar nichts, aber historische Einordnungen werden ja noch erlaubt sein. „Bei der Stasi wäre da keiner mehr rausgekommen. Die wären mit drei Bussen vorgefahren, hätten alles abgeriegelt und jeden verhört.“ Und natürlich eine Nachrichtensperre verhängt.
An der Ida-von-Arnim-Straße liegen Parkhaus und Technikzentrale des BND-Geländes. Hier fahren die großen Tieflader mit Materialnachschub vor, werden von einem Wachmann eingewiesen und müssen anschließend Ladepapiere vorlegen und sich ausweisen. Der Wachmann in signalgelbem Anorak erklärt, dass „sporadisch“ auch die Ladung geprüft werde. Bei der Einfahrt. Beim Rausfahren wird nur noch gegrüßt.
„Angesichts des erheblichen Schadens muss nicht bloß ermittelt werden, wer die Täter waren, sondern auch die Vorkehrungen zur Eigensicherung auf der Baustelle müssen geprüft werden“, forderte der Grünen-Innenpolitiker Konstantin von Notz. Zwar gibt es ein eingespieltes Verfahren zur Sicherheitsüberprüfung von Bauarbeitern und Anmeldung von Lieferungen, aber ob diese Mechanismen bei Subunternehmern aus Osteuropa greifen, ist unklar. Das Bundesamt für Bauwesen wollte ursprünglich nur Bauarbeiter mit deutschem Wohnsitz beschäftigen, das ließ sich aber nicht durchhalten.
Auf Leibesvisitationen verzichtet das Bundesamt bislang. Das würde die Bauarbeiten weiter verzögern. Von Schnelligkeit könne beim BND ohnehin keine Rede sein, sagen die Bauleute. „Die wollen gar nicht fertig machen“, glauben die Abwasserfachleute. „Eine Trödelbaustelle“, sagt der Elektriker. Dennoch soll in einem Jahr alles fertig sein.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: