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Die Tesla-Fabrik in Grünheide

© Ottmar Winter/PNN

Trotz Absatzeinbruch: Tesla drosselt Produktion in Grünheide nicht

Elon Musk hat weiter mit Absatzproblemen des Tesla-Konzerns zu kämpfen. Im Werk in Grünheide läuft die Produktion weiter stabil. Doch es gibt erneut Probleme mit dem Wasserlieferanten.

Stand:

Trotz der aktuellen Absatzprobleme drosselt Tesla die Produktion in Grünheide nicht. In der Gigafactory Berlin-Brandenburg laufen aktuell weiterhin circa 5000 Fahrzeuge pro Woche vom Band. Das bestätigte Werkleiter André Thierig am Freitag auf Anfrage dieser Zeitung. Es gebe keine Pläne für Stellenabbau oder Kurzarbeit in Grünheide.

Gleichzeitig hat der US-Elektroautobauer erneut Ärger mit dem Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE), der die Fabrik mit Wasser versorgt und das Abwasser entsorgt - und die Rechtskraft des nach zweijährigem zähen Poker im Juni von beiden Seiten unterzeichneten neuen Liefervertrages infrage stellt.

Wir haben den Vertrag unterschrieben, wir gehen fest davon aus, dass er rechtsgültig ist.

André Thierig, Tesl-Werkleiter

Zuletzt waren auch in Deutschland im ersten Halbjahr die Zahlen der Neuzulassungen von Tesla-Fahrzeugen in Deutschland gegenüber 2024 um 58 Prozent zurückgegangen, obwohl der E-Auto-Absatz insgesamt wieder steigt. Dass die Produktion im Werk dennoch uneingeschränkt weiter läuft, erklärt Thierig so: „Wir beliefern aus Grünheide über 30 Märkte in Europa und Asien.“ Und: „Die Versorgung einzelner Märkte ist dynamisch und wird aufgrund diverser Faktoren wie Lieferketten oder Zollregelungen regelmäßig angepasst.“

Werk hat halbe Kapazität erreicht

Tesla hatte zu Beginn des Jahres die Produktion in Grünheide heruntergefahren, um die Fließbänder auf das neue Modell Yuniper umzustellen. Nachdem erfolgreichen Hochlauf sei „die Produktion auf dem Stand vor der Produktumstellung, also circa 5.000 Autos pro Woche, so Thierig. Dies entspricht der halben Kapazität des 2022 eröffneten Werkes, das nach der Genehmigung rund 500.000 Fahrzeuge pro Jahr produzieren darf.

Die Angaben des US-Elektroautobauers decken sich mit Einschätzungen der IG Metall zur Lage im Werk und jüngsten Aussagen von Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), wonach die Fabrik widerstandsfähiger gegen Schwankungen im europäischen und deutschen Markt aufgestellt sei. In Grünheide arbeiten 11.000 Mitarbeitende aus 130 Nationen in der Gigafactory. Es ist damit die größte Fabrik der Hauptstadtregion.  

Und nun ist der Konflikt zwischen Tesla und dem Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) ums Wasser und Abwasser erneut ausgebrochen. Nach zweijährigen Auseinandersetzungen war er im Juni eigentlich beigelegt worden. Beide Seiten hatten damals den neuen Vertrag unterschrieben, in dem die garantierten Wasser-Liefermengen für das Werk und infolge des neuen Produktionsabwasserrecyclings die Abwasserparameter angepasst worden waren. Doch jetzt hat WSE-Vorsteher André Bähler interveniert - und erklärt, dass der Vertrag nicht rechtswirksam sei.

Bähler begründete dies mit einem Begleitschreiben von Tesla, das nach juristischer EInschätzung des WSE die Rechtskraft einschränkt oder sogar hinfällig werden lasse. Das Schreiben vom 13.6.2025, das dem Tagesspiegel vorliegt, enthält vor allem Hinweise auf kleinere formale Widersprüche. Da es bei den Punkten kein unterschiedliches Verständnis geben dürfte, heißt es darin, „braucht aus unserer Sicht der Vertragstext nicht mehr geändert werden.“

„Tesla fordert nicht, dass der Vertrag geändert wird“, sagt dagegen Thomas Krieger, Bürgermeister von Fredersdorf/Vogelsdorf und Vorsitzender der WSE-Verbandsversammlung. Das ist das Kontroll- und Eigentümergremium des Verbandes, der siebzehn Gemeinden in und um Strausberg und Erkner gehört. Dass es um die Auslegung von Verträgen unterschiedliche Auffassungen geben kann, sei eigentlich normal, sagt Krieger.

Wegen des Einspruchs von Bähler, der die operativen Geschäfte des WSE führt, ist für den 21. Juli eine Sondersitzung der WSE-Verbandsversammlung anberaumt. Die Bürgermeister hatten im April mit großer Mehrheit grünes Licht für den Vertrag gegeben. Nun sollen sie erneut abstimmen, ob der beiderseits unterschriebene Vertrag gilt. „Die Verbandsversammlung stimmt darüber ab, ob der Vertrag wirksam ist. Ich warte die Entscheidung ab“, sagt Krieger.

Tesla reagiert irritiert auf die neue Eskalation, nachdem alles beigelegt schien und in der Vergangenheit der WSE sogar mit einem Stopp der Abwasserentsorgung des Werkes gedroht hatte.

„Im Begleitschreiben haben wir lediglich Verständnishinweise gegeben und auf kleine redaktionelle Unstimmigkeiten hingewiesen. Es wurde keine einzige Änderung am Vertragstext vorgenommen, die vom WSE übersandte Version wurde unangepasst unterzeichnet“, sagte Werkleiter Thierig dem Tagesspiegel. „Wir haben den Vertrag unterschrieben, wir gehen fest davon aus, dass er rechtsgültig ist.“

Die Einigung im Dauerclinch liegt im Interesse der Region und der Tesla-Fabrik. Im Altvertrag aus dem Jahr 2020 hatte der WSE eine maximale Lieferung von 1,8 Millionen Kubikmetern Trinkwasser pro Jahr garantiert. Mit dem Vertrag gibt Tesla 400.000 Kubikmeter des Wasserkontingents an den Wasserverband zurück. Daran haben die Kommunen der Region ein Interesse, da der WSE unter Verweis auf drohende Wasserknappheit regelmäßig ein Veto gegen neue Wohn- und Gewerbegebiete einlegt.

Das Werk selbst verbrauchte im vorigen Jahr lediglich 450 000 Kubikmeter Wasser. Der Wasserverband förderte 2024 rund 9,7 Millionen Kubikmeter Grundwasser. Seit Eröffnung des Tesla-Werkes ist die Wasserförderung des WSE gesunken.

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