Brandenburg: Tunnel-Gangster gruben ein Jahr bis zum Tresor Polizei schickte einen Roboter in die Röhre
Berlin - Ein Roboter sollte nach dem filmreifen Bankeinbruch in Berlin-Steglitz genauere Erkenntnisse bringen: So kam nun heraus, dass der Tunnel, den die Unbekannten von einer Tiefgarage in den Tresorraum der Volksbank-Filiale in der Wrangelstraße gegraben hatten, länger ist als bisher geschätzt – nämlich 45 statt 30 Meter. Am Dienstag scannte der Roboter der Berliner Wasserbetriebe das Innere des Gangs mit Kameras, sagte Polizeisprecher Thomas Neuendorf.
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Berlin - Ein Roboter sollte nach dem filmreifen Bankeinbruch in Berlin-Steglitz genauere Erkenntnisse bringen: So kam nun heraus, dass der Tunnel, den die Unbekannten von einer Tiefgarage in den Tresorraum der Volksbank-Filiale in der Wrangelstraße gegraben hatten, länger ist als bisher geschätzt – nämlich 45 statt 30 Meter. Am Dienstag scannte der Roboter der Berliner Wasserbetriebe das Innere des Gangs mit Kameras, sagte Polizeisprecher Thomas Neuendorf. Nachdem dann herauskam, dass der Tunnel nicht einsturzgefährdet oder mit Sprengfallen ausgestattet ist, machten sich die Kriminaltechniker an die Arbeit und begaben sich hinein. Für die Ermittlungsarbeit wurde eine Sonderkommission „Soko Tunnel“ beim Landeskriminalamt gegründet. Bislang seien rund zwei Dutzend Hinweise bei der Polizei eingegangen, denen die Ermittler nun nachgehen.
Mittlerweile ist bekannt, dass die Kriminellen die Einzelgarage mit Rollgitter vor etwa einem Jahr mit gefälschten Papieren gemietet haben. Von dort haben sie den 1,40 Meter hohen und mit Balken abgestützenTunnel zum Kreditinstitut gegraben. Wie es ihnen gelungen ist, die mit Stahlträgern verstärkte Betonwand zum Tresorraum zu durchbrechen und die Sandmassen des ausgehobenen Gangs abtransportieren konnten, ohne dass jemand dies mitbekommen hat, blieb auch am Dienstag unklar.
Die Täter haben laut Polizei ein Drittel der insgesamt 800 belegten Schließfächer aufgebrochen. „Ob sie gestört wurden oder etwas Unvorhergesehenes passiert ist, müssen wir ermitteln“, sagte Polizeisprecher Neuendorf. Doch möglicherweise haben die Gangster, die den Coup lange Zeit vorbereitet hatten, auch etwas Bestimmtes gesucht und waren dann fündig geworden. Die Polizei machte dazu keine Angaben. Viele Bankkunden haben nicht nur Bargeld, sondern auch Papiere in den Fächern deponiert. So wie ein 79-Jähriger, der am Dienstag wütend vor der Volksbank-Filiale stand. „Das Geld ist mir egal. Aber was ist mit den Papieren? Meine Sterbeversicherungspolicen, das Stammbuch, die Geburtsurkunde und vieles mehr – die sind vielleicht weg“, schimpft der Rentner, der seinen Namen nicht nennen möchte. Dabei habe man ihm geraten, ein Schließfach zu mieten, falls mal in seiner Wohnung eingebrochen wird. „Zu Hause ist mir nichts passiert, aber hier – das ist doch ein Irrsinn“, sagt er.
Die Kunden würden in Kürze ein Schreiben erhalten, aus dem hervorgeht, welche Fächer betroffen sind, sagte die Volksbank-Sprecherin Nancy Mönch. Ob der Tresorraum mit Videokameras und Sensoren gesichert war, dazu machte sie im Detail keine Angaben. „Der Raum war sowohl architektonisch als auch von der Sicherheitstechnik so ausgestattet, wie es die Versicherungen für einen Tresorraum vorgeben“, sagt sie. „Wir sind genauso erschüttert, dass es den Tätern trotzdem gelang, dort einzudringen.“ Bereits in der Nacht zum Samstag soll laut einem Ermittler in der Zentrale eines privaten Wachschutzunternehmens, das für die Filiale zuständig ist, ein Alarm eingegangen sein. Dies sei möglicherweise durch die Vibrationen im Beton ausgelöst worden. Doch die Sicherheitsleute nahmen das Gebäude von außen in Augenschein und fuhren dann wieder weg, ohne ins Gebäude zu gehen. Die Volksbank-Sprecherin machte dazu keine Angaben. Tanja Buntrock
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