Brandenburg: Übergreifend lernen
Ein neuer Rahmenlehrplan für Berlin und Brandenburg stößt bei der Opposition auf Kritik
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Potsdam - Der neue Rahmenlehrplan für die Klassen 1 bis 10 in Berlin und Brandenburg stößt bei der CDU im Potsdamer Landtag auf großen Widerstand. Insbesondere die geplante fächerübergreifende Vermittlung von Geschichte in einem neuen Fach Gesellschaftswissenschaften mit Geografie und politischer Bildung in den Klassen 5 und 6 werde zu einer Verflachung des historischen Wissens führen, warnte der bildungspolitische Sprecher der CDU, Gordon Hoffmann, am Donnerstag in einer Aktuellen Stunde des Landtags.
„Sie wollen lieber Fächer abschaffen, als Fachlehrer einstellen“, warf Hoffmann Bildungsminister Günter Baaske (SPD) vor. Der erklärte hingegen, in dem neuen Fach könnten sich die Schüler intensiver mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen als beim rein chronologischen Abarbeiten von Epochen. Diese Position unterstützte auch die SPD-Abgeordnete Simona Koß, die selbst Schulleiterin ist. „Fächerübergreifendes Lernen ist die hohe Kunst der Pädagogik“, sagte Koß. Der neue Rahmenlehrplan ersetze insgesamt 68 Lehrpläne in Berlin und Brandenburg und erleichtere so den Pädagogen die Arbeit. Aus Sicht von Baaske ist das längst überfällig. „Viele Menschen pendeln über die Grenzen von Berlin und Brandenburg, da muss ein gemeinsamer Lehrplan für die Schulen normal sein.“ Unterstützt wird das auch von den Linken und den Grünen.
Fächerübergreifender Unterricht nach Themen wie Migration oder Handel auch in der Sekundarstufe I werde in vielen anderen Bundesländern schon lange erfolgreich erteilt, sagte die Linken-Abgeordnete Katrin Dannenberg. Damit orientiere man sich stärker an der Lebenswelt der Schüler und fördere so die Motivation. An der Umsetzung des Lehrplans müsse zwar noch intensiv gearbeitet werden, sagte auch die Grünen-Abgeordnete Marie Luise von Halem. „Aber die Richtung ist in Ordnung.“ Der Rahmenlehrplan soll zum Schuljahr 2016/2017 in Kraft treten.
Neben der CDU in Brandenburg und Berlin lehnt ihn auch der Verband der Geschichtslehrer ab und fordert eine Verlängerung der Anhörungen, die Ende März enden. Die Berliner GEW-Landesvorsitzende Sigrid Baumgardt sagte am Donnerstag im Schulausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses, sie vermisse die – eigentlich angestrebte – Entschlackung der Rahmenpläne.
Federführend war bei der Erstellung der Rahmenpläne das Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg. Dessen Leiter Götz Bieber sagte den Abgeordneten zu, dass die im Online-Anhörungsportal vorgebrachte Kritik gewissenhaft ausgewertet werde. Die Zahl der ausgefüllten Fragebögen sei bereits auf 2600 gestiegen. Zudem gebe es 380 Stellungnahmen in Form von Mails und Briefen. dpa, sve
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