
© Andreas Klaer
Brandenburg: Umsteiger sparen Zeit und Geld
Der ACE hat die Wege für Pendler in die Berliner City verglichen – und enorme Vorteile für „Park & Ride“ ausgemacht
- Matthias Matern
- Stefan Jacobs
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Berlin - Der Auto Club Europa (ACE) rät, das Auto öfter mal stehen zu lassen. Der Autofahrerverband hat in 13 deutschen Städten insgesamt 119 „Park & Ride“-Angebote für Berufspendler untersucht. Fast überall sparen Autofahrer demnach sowohl Zeit als auch Geld, wenn sie ihren Wagen am Stadtrand stehen lassen und mit der Bahn in die City weiterfahren. Berlin, wo täglich rund 200 000 Menschen aus dem benachbarten Brandenburg zum Arbeiten in die Stadt und anschließend wieder nach Hause fahren, schnitt dabei besonders gut ab. Allerdings haben sich die Vorteile offensichtlich herumgesprochen, denn in der Hauptstadt waren die sieben untersuchten P&R-Parkplätze im Durchschnitt zu 101,4 Prozent ausgelastet. In absoluten Zahlen: Auf 2108 offiziell vorhandenen Plätzen standen 2138 Autos. Solches Gedränge gab es in keiner anderen untersuchten Stadt.
Getestet wurden die Verbindungen von den im Stadtgebiet gelegenen P&R-Plätzen Altglienicke, Pankow-Heinersdorf und Spandau sowie aus dem brandenburgischen Umland von Königs Wusterhausen (Dahme-Spreewald), Fredersdorf (Märkisch-Oderland), Erkner (Oder-Spree) und Falkensee (Havelland). Von allen diesen Orten waren die Tester jeweils mit der Bahn schneller am Berlin-Hauptbahnhof als mit dem Auto. Bei den nur per S-Bahn angebundenen Stationen Pankow-Heinersdorf und Fredersdorf fiel der Vorteil mit 25 bzw. 27 Minuten noch relativ gering aus. Dagegen war die Fahrt im Regionalexpress von Falkensee und Spandau sogar 58 bzw. 54 Minuten schneller als die Autotour. Was mit der Bahn – inklusive Fußweg vom Parkplatz bis auf den Bahnsteig – von Falkensee in 32 Minuten erledigt war, dauerte mit dem Auto eineinhalb Stunden. Allerdings war der Platz in Falkensee mit 109 Prozent Auslastung auch total überfüllt.
So große Zeitvorteile schaffte die Bahn in keiner anderen Stadt. In Bremen und Braunschweig war das Auto sogar überwiegend schneller. Das gilt zwar auch für Frankfurt am Main, aber da der Test dort auf einen Samstag mit leereren Straßen und verwaisten P&R-Parkplätzen fiel, taugen die Zahlen nicht zum Vergleich.
Billiger war die Bahnfahrt in Berlin ebenfalls: Auf den 40 Kilometern von Königs Wusterhausen zum Hauptbahnhof kostet der Einzelfahrschein mit 3 Euro nur ein Viertel der Autofahrt. In Pankow-Heinersdorf liegt die Ersparnis wegen der relativ kurzen Strecke nur bei 70 Cent. Von Spandau gewinnt die Bahn noch knapper mit 40 Cent, weil der Platz dort der einzige gebührenpflichtige ist.
Obwohl in anderen Städten P&R teilweise teurer ist als die reine Autofahrt, kommt der ACE im bundesweiten Durchschnitt auf 130 Euro Ersparnis pro Monat für Umsteiger. Mit Dauerkarten für die Öffentlichen lasse sich noch mehr sparen. Die Autokosten hat der ACE mit 30 Cent pro Kilometer angesetzt. Im Fazit für Berlin kritisieren die Studienautoren, dass „die sieben ausgewiesenen Parkplätze den Bedarf nicht decken“.
Zu ähnlichen Ergebnissen war im Herbst bereits der weit größere Automobilclub ADAC gekommen. Dieser hatte deshalb ein eigenen 15 Millionen Euro schweres Konzept vorgelegt. Demnach sollten Berlin und Brandenburg zusätzliche P&R-Angebote schaffen, einen flächendeckenden Zehn-Minuten-Takt der S-Bahn ins Umland einrichten und an den vier großen Autobahnen Sammelpunkte für Mitfahrer-Börsen schaffen. Außerdem hatte der ADAC das VBB-Tarifsystem kritisiert, das Pendler einlade, bis ins Berliner Stadtgebiet zu fahren. Weil die Weiterfahrt mit der Bahn innerhalb Berlin günstiger sei, würden Pendler ihre Autos lieber an Bahnhöfen in Berlin abstellen. Matthias Matern, Stefan Jacobs
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