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Brandenburg: Unter Mindeststandard

Landesweiter Test „Vera 3“: Jeder dritte Drittklässler kann kaum rechnen, auch Mängel in Deutsch

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Potsdam - In Brandenburg haben zu viele Grundschüler eklatante Schwächen besonders in Mathematik, aber auch in Deutsch. Das geht aus den am Donnerstag vorgestellten Ergebnissen der alljährlichen landesweiten Vergleichsarbeiten „Vera 3“ hervor, die im Schuljahr 2105/2016 knapp 17 000 Schüler an 477 Grundschulen im Land geschrieben haben. Bei den Rechenaufgaben verfehlte jeder dritte Drittklässler das Miniminalniveau. In Deutsch waren die Ergebnisse etwas besser. Aber auch dort schafft bislang etwa jeder fünfte Schüler den Mindeststandard nicht. Auf der anderen Seite gibt es in beiden Fächern viele Schüler mit guten und sehr guten Leistungen. Und die Brandenburger Drittklässler sind besser als die Berliner, die die Ergebnisse am Vortag verkündet hatten.

Mangelnde Mathe- und Deutschfähigkeiten der Schüler sind in Brandenburg schon seit Jahrzehnten ein Problem im Bildungssystem. Der letzte Vergleichstest von Achtklässlern „Vera 8“ hatte in beiden Fächern noch alarmierendere Ergebnisse gebracht, dort hatten 60 Prozent der Oberschüler in Mathe das Mindestniveau verfehlt. Ganz so schlimm ist es bei den Jüngeren nicht, die die Schule drei Jahre besuchen. Trotzdem sei das Ergebnis „ wenig erfreulich“, wie die zuständige Referentin im Bildungsministerium, Anke Greve sagte.

Beim Mathetest mussten die Schüler zum Beispiel Aufgaben zu „Zahlen und Operationen“ lösen, also Grundrechnen. Hier verfehlten 30 Prozent den Mindeststandard, wobei die Jungen (28 Prozent) etwas besser als die Mädchen (33 Prozent) abgeschnitten haben. Im Themenbereich „Muster und Strukturen“ – Aufgaben mit Würfeln, logischen Reihen, falschen Zahlenfolgen – sah es etwas besser aus: Hier verfehlten 18 Prozent der Drittklässler den Mindeststandard. Beim Deutsch-Test sind Ergebnisse etwas besser als in Mathe, aber auch hier ist der Anteil der Sorgenkinder hoch: Beim Lesen schafften 18 Prozent den Mindeststandard nicht. In Deutsch sind es, anders als in Mathematik, die Mädchen, die besser abschneiden: 21 Prozent der Jungen in der 3. Klasse erreichen nur die Kompetenzstufe 1, „unter Mindeststandard“, bei den Mädchen sind es 15 Prozent. Beim Zuhören sind die Ergebnisse ähnlich.

Das Bildungsministerium und das Institut für Schulqualität ISQ legen darauf Wert, dass die Vera-Tests nicht als Bildungsmonitoring, für Ländervergleiche oder Langzeitvergleiche mit früheren Jahrgängen angelegt sind, sondern als Frühwarnsystem für die Schüler, Lehrer und Schule. Untersucht wurde bei den Grundschülern, wie viel die Kinder der 3. Klasse bereits von dem können, was sie am Ende der Jahrgangsstufe vier können sollen, um gezielt Defizite aufzuholen. „Die Lehrer können anhand der Arbeiten genau erkennen, welche Schüler auf welchen Feldern etwa mit anderen Hausaufgaben gezielt gefördert werden müssen“, sagte Bildungsstaatssekretär Thomas Drescher. Denn die Kinder hätten ja noch ein Jahr Zeit, den Mindeststandard zu erreichen.

Auf der anderen Seite könnten auch die Begabten besser gefördert werden, betonte Drescher. Denn beim Rechnen hatte auch fast jeder vierte Schüler das Klassenziel der Jahrgangsstufe vier bereits erreicht oder sogar übertroffen. 18 Prozent erreichten die durchschnittlichen Erwartungen. Beim Lesen lag mehr als jedes zweite Kind über dem Durchschnitt. „Uns freut die große Zahl der Schülerinnen und Schüler im Land Brandenburg, die gute und sehr gute Leistungen erbringt“, erklärte dazu Bildungsminister Günter Baaske (SPD). „Gleichzeitig müssen wir uns noch mehr um die Gruppe kümmern, die die Mindeststandards nicht erfüllt.“ Mehr Bildungsgerechtigkeit bedeute, „dass die Schere zwischen leistungsstarken und leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern wieder stärker geschlossen wird“. (mit dpa)

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