
© dpa
Brandenburg: Unter Mordverdacht
Amtsgericht Potsdam erlässt Haftbefehl gegen dänischen Vater
Stand:
Börnicke - Der Richter verkündete den Haftbefehl an seinem Krankenbett im Unfallklinikum Marzahn. Nach dem Feuertod seiner Töchter in einem Waldstück bei Börnicke (Havelland) steht der 40-jährige Däne Peter R. unter dringendem Mordverdacht. Denn den beiden Kindern Line Sofie (9) und Marlene Marie (10) wurde Schlafmittel verabreicht, bevor sie in den Flammen des brennenden Wagens umkamen. Zu diesem Ergebnis kam die toxikologische Untersuchung der beiden Leichen. Bereits die Obduktion hatte ergeben, dass die beiden Mädchen noch lebten, als das Feuer ausbrach.
Auch sonst haben die Ermittler erhebliche Zweifel an den Aussagen des Vaters, der es als einen Unfall darstellte, was sich vor zwei Wochen in einem Waldstück bei Börnicke abspielte. Der selbst mit Brandwunden an Gesicht und Händen schwer verletzte Mann war am 12. August an der A24 umhergeirrt, die alarmierte Polizei hatte er zu dem ausgebrannten Autowrack mit den beiden Leichen geführt. „Wir haben unsere Tests gemacht und den vom Vater geschilderten Hergang nachgestellt", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Potsdam. „Und wir sind ziemlich skeptisch.“
Inzwischen gilt der Sorgerechtsstreit mit seiner Ex-Frau als sicherer Grund für die Tat. Die Ermittler stehen in engem Kontakt mit den Behörden in Dänemark. Dort hatten die Medien bereits kurz nach der Tat über eine Familietragödie berichtet. Demnach hatte sich die Mutter der Mädchen vor einem Jahr von Peter R. getrennt, es soll Streit ums Sorgerecht gegeben haben. Bei einer Durchsuchung des Bauernhofs, wo der Vater mit den Töchter lebte, fand die dänische Polizei allerdings keinerlei Hinweise auf eine Verzweiflungstat.
Der 40-Jährige liegt aller Voraussicht nach noch bis nächste Woche im Unfallkrankenhaus Marzahn, wo er von Beamten bewacht wird. Ihm geht es aber zunehmend besser. Eine Eigenhaut-Transplantation war erfolgreich verlaufen. Eine Sprecherin des Krankenhauses sagte: „Wir werden aber empfehlen und anbieten, dass er noch bis Mitte oder Ende nächster Woche in der Klinik bleibt.“ Wann er ins Gefängnis oder in ein Haftkrankenhaus verlegt wird, hänge vom Gesundheitszustand ab, hieß es von der Staatsanwaltschaft.
Die Ermittler rätseln noch, wie genau sich die Tat abgespielt hat – ob Peter R. sich selbst auch verletzt hat, um einen Unfall vortäuschen zu können oder ob er, nachdem er den japanischen Kleinwagen in Brand gesteckt hat, einen Rückzieher machte und auch seine Kinder noch retten wollte. Wie er das Auto angezündet hat, ist noch unklar. Die Brandspezialisten des Landeskriminalamtes haben sich zunächst eigens einen Wagen gleichen Typs besorgt und in Brand gesetzt, um zu prüfen, ob es tatsächlich ein Unfall war. Zweifel hatten die Ermittler an dieser Version von Beginn an. Zumal es Parallelen zu einem Fall in Schönefeld vor zwei Jahren gibt. Eine Mutter hatte sich dort im August 2009 mit ihren drei Kindern im Alter von sechs bis elf Jahren in einem Auto verbrannt. Später fand die Polizei einen Abschiedsbrief der verzweifelten Mutter an ihren Ehemann.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: