Von Andreas Conrad: Unter Superhelden
Stunde der Komödianten: Will Smith, Charlize Theron und Jason Bateman bei der „Hancock“-Premiere
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Ja, das sieht man hier gern: auf der einen Seite das Brandenburger Tor, auf der anderen den Fernsehturm – Spiegelungen in den Gläsern der Sonnenbrille von Will Smith. Filmplakate bieten selten die Möglichkeit, sie der Lokalität eines Premierenorts anzupassen, im Falle von „Hancock“ schon. Im Original wird die Skyline von Los Angeles reflektiert, gestern, bei der Deutschland-Premiere am Potsdamer Platz, waren die beiden Wahrzeichen der Spree-Metropole hineingemogelt worden, ein optischer Gag, der voraussichtlich auch beim Start der Actionkomödie am 3. Juli zum Einsatz kommt.
Aber die fünf stehenden, hängenden oder in den Boden gerammten Polizeiwagen aus L. A. vor dem Cinestar unterm Sony-Zeltdach, die wurden nur gestern Abend geboten. Den zahlreichen und jubelfreudigen Zaungästen gaben sie eine Ahnung davon, wie viel in „Hancock“ kaputt geht, da der Titelheld, ein Superheld außer Rand und Band, mit seinen Kräften leider nicht haushalten kann. Und für die Stars des Abends, Will Smith eben, Charlize Theron, Jason Bateman, Regisseur Peter Berg und Produzent Akiva Goldsman, standen sie als spektakuläre Kulisse bereit, um sich gehörig von allen Seiten fotografieren und filmen zu lassen. Das nutzten wie üblich auch die mehr oder weniger prominenten Gäste, darunter Joschkas Frau Minu Barati-Fischer, Schauspielerin Jennifer Ulrich und Moderatorin Gabi Papenburg.
Schon am frühen Nachmittag hatte das berlinisierte „Hancock“-Plakat gute Dienste geleistet, bei der Pressekonferenz im Ritz-Carlton. Eine Fortsetzung des Films mit anderen Mitteln, zwar ohne Action, doch mit jeder Menge komödiantischer Elemente, mehr in Richtung Screwball-Comedy, das ist man von Will Smith ja nicht anders gewohnt. Nein, er ist nicht zum Schein über eine der wissbegierigen Journalistinnen hergefallen wie vor drei Jahren auf der Berlinale-Pressekonferenz zu „Hitch“, es gab diesmal nur Küsschen rechts und Küsschen links, gleichwohl eine klug eingefädelte Show.
Was sie denn mit Superkräften anfangen würden, wollte die Kusskandidatin nur wissen. Charlize Theron würde alle Menschen gern nackt sehen, was wohl alle sehr überrascht hat. Will Smith dagegen würde gerne Gedanken lesen können, aber im Fall der Fragerin sei das unnötig: „Ich weiß, was sie jetzt denkt“, und so tat er ihr den vermein tlichen Gefallen, verließ wieder einmal das Podium, um zu küssen, gestikulierte dann ein wenig herum, dass sie ihn doch anrufen möge – Will, der Schwerenöter vom Dienst.
Und so jagte ein Ulk den nächsten, gestand Will Smith, befragt nach seinen Schwächen, dass er immer dann schwach werde, wenn er Charlize in die Augen sehe, während diese ihren Hang zu gutem Essen bekanntgab. „Auch meine Reisen plane ich rund ums Essen, habe für jede Stadt eine Liste meiner Lieblingsrestaurants.“ Ihr Favorit in Berlin? „Monsieur Vuong“ in der Alten Schönhauser Straße.
Jason Bateman konnte da durchaus mithalten. Im Film spielt er den gutmenschelnden PR-Berater des mit schlech tem Image geschlagenen Superhelden, ist unwissend selbst mit einer Superheldin verheiratet, die wiederum mit Hancock auf geheimnisvolle Weise verbunden ist. Es war also rollenkonform, dass er für einen in Superheld-Kostüm erschienenen Journalisten gleich ein paar passable Tipps zur Hand hatte, dazu gab er Überlegungen zur Filmbotschaft zum Besten: dass auch Superhelden die Normalbürger brauchen, was die Menschen an der Macht beherzigen sollten – solche Dinge eben.
Aber als Charmebolzen blieb Will Smith auch diesmal unerreicht, verteilte fleißig sein „Good to see you“, übersah auch den achtjährigen Felix, Reporter von Teddy-Radio, nicht, übte sich in liebenswürdiger Geduld, als dessen Fragen im ungewohnten Englisch nur zögerlich kamen. Ob auch Kinder Superhelden sein könnten? Will Smith, selbst Vater zweier Kinder, die schon in einigen seiner Filme mitspielten, bejaht das mit Nachdruck. Mehr noch, gerade Kinder hätten Superhelden-Qualitäten, Papa und Mama wollten ihnen das leider immer nur ausreden. Dennoch: „Versuche nicht zu fliegen.“
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