Brandenburg: Unterricht übers Internet
In Brandenburg führen immer mehr Schulen und Bildungseinrichtungen das E-Learning ein – mit Erfolg
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Potsdam - Das Land Brandenburg setzt verstärkt auf regulären Schul-Unterricht via Internet. „Wir wollen die E-Learning-Angebote in den nächsten Jahren systematisch ausbauen“, kündigte jetzt der Potsdamer Bildungsstaatssekretär Burkhard Jungkamp an. Es ist vor allem der dramatische Rückgang der Schülerzahlen, der in dem dünn besiedelten Flächenland zu solchen Lösungen zwingt. Über Online-Unterricht, so Jungkamp, werde man an kleinen Schulen in den Berlin fernen ländlichen Regionen „zusätzliche attraktive Fächer anbieten können“, was regulär sonst kaum möglich wäre. Aber auch für die Begabtenförderung sei es ein geeignetes zusätzliches Instrument.
Was noch wie ein ferner Wunschtraum klingt, ist an einer märkischen Schule bereits Realität: Seit drei Jahren ist an der Potsdamer Lenné-Schule, einer Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe, ein landesweites Pilotprojekt zum E-Learning erprobt worden, gemeinsam entwickelt mit dem Cornelsen-Verlag. „Es klappt gut“, berichtet Undine Braun. Die Lehrerin, die an der Lenné-Schule auch „leibhaftig“ unterrichtet, betreut im Fach Rechtskunde via Internet einen weiteren Kurs in der 12. Klassenstufe – einmal wöchentlich in einem „virtuellen Klassenzimmer“.
Jeden Montagabend sitzen ihre 15 Internet-Schüler in Nauen, Rathenow, Belzig und anderswo im Land zu Hause an ihren Computern, ein Headset auf dem Kopf, das Bürgerliche Gesetzbuch auf dem Tisch. Man logt sich zur gleichen Zeit in der Klassenzimmer-Plattform ein. Wie im herkömmlichen Unterricht werden knifflige juristische Fall-Beispiele durchgesprochen oder schriftlich gelöst. „Ich höre meine Schüler, teile Ihnen das Mikrofon zu, wenn sie sich per Mouseklick melden“, erläutert Braun. Es gibt Hausaufgaben und Leistungskontrollen. Das Besondere: Es ist regulärer Unterricht, die Noten des Faches kommen auf das Abiturzeugnis, so Braun. Das sei ihres Wissens bundesweit bislang einmalig.
Das Interesse ist groß, größer, als der Kurs abdecken kann, für den sich nächstes Jahr Schüler aus dem ganzen Land bewerben können. Es drängen meist Gymnasiasten hinein, die Jura oder Betriebswirtschaft studieren wollen, an deren Schulen das Fach Recht aber nicht angeboten wird. Undine Braun ist überzeugt, dass Online-Unterricht auch für andere seltene Fächer geeignet ist, etwa Psychologie oder Sozialwissenschaften. „Gerade für Schulen in entfernten Regionen.“ So sieht man es auch im Brandenburger Bildungsministerium und Ludwigsfelder Landesinstitut für Schule und Medien (LISUM), das für die inhaltliche und technischen Fragen zuständig ist. Online-Lernen wird die klassische Schule nicht ersetzen können, sagt Staatssekretär Jungkamp. Aber für die Schüler habe es zudem den Vorteil, dass Online-Kompetenzen geschult, aber auch eigen-ständiges Lernen und Eigendisziplin beim Lernen trainiert würden.
Überhaupt ist Brandenburg keine E-Learning-Provinz mehr. Ein Blick auf den märkischen Bildungsserver genügt: Da werden Fortbildungskurse für Lehrer in den Fächern Russisch und Englisch via Internet-Plattform angeboten. Unter Federführung des Landesinstitut LISUM läuft gemeinsam mit IBM das Projekt „Onlife“, bei dem ebenfalls über Online-Plattformen derzeit einhundert Lehrer in Förderdiagnostik, im Umgang mit auffälligen Schülern weitergebildet werden. Auch rund 400 Lehrer, die ab 2007 / 2008 in neuen „Begabungsklassen“ an den märkischen Gymnasien unterrichten werden, sollen auf diesem Wege geschult werden. Und 150 Verwaltungs-Azubis, die im öffentlichen Dienst gerade eine Lehre absolvieren, erhalten ihren Unterricht im Fach Rechnungswesen schon jetzt via Internet-Klassenzimmer – während sie in einem Rathaus oder einer anderen Behörde am Computer sitzen. Ganz abgesehen von lokalen Initiativen: So offerieren das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium Königswusterhausen und das Gymnasium Eichwalde zusammen mit den örtlichen Volkshochschulen Online-Unterricht, um Spanisch zu lernen. Virtuelle Realität, und das in Fontanes Mark Brandenburg.
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