Brandenburg: Unweise Worte eines Gastpredigers
Frauenfeindliche Thesen in der Al-Nur-Moschee. Innensenat erwägt Verbot eines Moscheevereins
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Berlin - Eine frauenfeindliche Predigt in der Al-Nur-Moschee in Berlin-Neukölln hat Innensenator Frank Henkel (CDU) als „abstoßend und eine Zumutung für jeden klar denkenden Menschen“ kritisiert. Eine so finstere religiöse Ideologie, die Frauen herabwürdige, „passt nicht in unsere Gesellschaft“. Die islamischen Gemeinden dürften die Predigt nicht stillschweigend hinnehmen und müssten ihre „Selbstreinigungskräfte“ beweisen. Der Türkische Bund in Berlin-Brandenburg (TBB) hat Strafanzeige gegen den Prediger gestellt.
Der aus Ägypten stammende Gastprediger Sheikh Abdel Moez al Eila hatte im Januar in einer Predigt in der Neuköllner Moschee gesagt, eine Frau dürfe sich dem Sex mit ihrem Mann nie verweigern, ansonsten würde sie von den Engeln verflucht. Sie dürfe auch nicht ohne Erlaubnis des Mannes das Haus verlassen oder einen Beruf ausüben. Die Gemeindeleitung scheint kein Problem mit der Aussage der kritisierten Predigt zu haben. Die Video-Mitschnitte, auch von früheren Predigten al Eilas aus dem Januar, waren am Dienstagabend weiterhin über die Website des Moscheevereins und auch über das Forschungsinstitut „Memri“ abrufbar. In der RBB-Abendschau sagte ein Moschee-Vertreter, der Prediger sei missverstanden worden.
Staatssekretär Bernd Krömer, zuständig für Sicherheitsfragen, sagte zum Vorfall: „Diese Art des Islam gehört gewiss nicht zu Deutschland.“ Solche Äußerungen seien „nicht einmal in der späten Steinzeit zu verorten“, geschweige denn im 21. Jahrhundert. Strafrechtlich seien sie wohl nicht zu ahnden. Bisher sei der Mann, der noch bis Ende Februar in der Moschee predigen soll, den Berliner Sicherheitsbehörden nicht aufgefallen. Sollte sich der Eindruck verdichten, dass in der Moschee verfassungsfeindliche Ziele propagiert würden, fasse die Senatsverwaltung auch ein Vereinsverbot ins Auge.
Krömer wies darauf hin, dass Vereinsverbote grundsätzlich schwer durchzusetzen seien, dies müsse im Einzelfall die Justiz entscheiden. Ein offizielles Gespräch mit dem Verein, der die Al-Nur-Moschee trägt, habe bisher nicht stattgefunden. Die Leitung der Gemeinde stehe aber in der Pflicht, einen „Selbstklärungsprozess“ herbeizuführen, forderte Krömer. Die Moschee gilt seit Langem als Anziehungspunkt für junge und radikale Salafisten und wird seit 2009 vom Berliner Verfassungsschutz beobachtet. Regelmäßig verursachen Gastprediger wegen fundamentalistischer Aussagen Kontroversen.
So erklärten 2009 die Prediger Bilal Philips und Pierre Vogel Homosexualität zur Todsünde. 2014 rief der aus Dänemark stammende Abu Bilal Ismail Allah dazu auf, alle Juden zu töten. Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen Volksverhetzung. Auch Ex-Rapper Denis Cuspert, der nun für die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ kämpft, war regelmäßiger Besucher der Moschee, in der sich viele arabischstämmige Berliner treffen. Der Türkische Bund stellte jetzt Strafanzeige gegen den Prediger wegen des Verdachts der Beleidigung, der Volksverhetzung – also Hass gegen Frauen – und der öffentlichen Aufforderung zu Gewalttaten, der Vergewaltigung. „Bei diesen Aussagen handelt es sich um eine alle Frauen herabwürdigende finstere Ideologie, die geächtet, gestoppt und bestraft werden sollte“, sagte Vorstandssprecherin Ayse Demir. Der Prediger selbst war am Dienstag nicht zu erreichen. Pascale Müller
und Ulrich Zawatka-Gerlach
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