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Wieder verdrahtet. Die beim Brand zerstörten Verbindungen sind mittlerweile repariert. Trotzdem läuft der Verkehr bei der S-Bahn nicht ganz reibungslos.

© Florian Schuh/dpa

S-Bahn-Chaos: Ursache des Kabelbrandes weiter unklar

Nach dem Verkehrschaos bei der S-Bahn, das durch einen Kabelbrand am Dienstag verursacht worden war, sollten die Züge Donnerstagfrüh zum Betriebsbeginn wieder planmäßig fahren, wie ein Bahnsprecher versicherte.

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Berlin/Potsdam - Ob die Ursache des Brandes ein Anschlag, ein technischer Defekt oder Fahrlässigkeit, etwa durch eine weggeworfene Zigarettenkippe, war, ist weiterhin ungeklärt. Die Polizei hält alle drei Varianten für möglich. „Die kriminaltechnische Untersuchung ist sehr aufwendig und wird noch einige Zeit dauern“, sagte Polizeisprecher Thomas Neuendorf. Derzeit deute nichts auf einen Brandanschlag hin, auch ein Selbstbezichtigungsschreiben sei noch nicht eingegangen. Bei der Untersuchung des angekokelten Kabelstrangs werde geprüft, ob es zu „Ausgasungen“ kommt – ein Zeichen dafür, dass Benzin oder ein anderer Brandbeschleuniger eingesetzt wurde. Der angeschmorte Kabelbereich ist 20 mal 40 Zentimeter groß. Die Bahn schließt einen technischen Defekt aus: „Wir gehen davon aus, dass der Brand durch äußere Einwirkung entstanden ist.“

Auf der S-Bahnlinie 7 zwischen Potsdam und Berlin gab es am Mittwoch erneut Probleme, trotz der Ankündigung des Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), die Störungen durch einen Reservezug zu beheben. Am Vormittag fiel erneut ein S-Bahnzug im Berufsverkehr aus, die Pendler kamen wegen der derzeitigen Sperrung der Regionalbahn zwischen Potsdam und Berlin nur mit Verspätungen voran und auch am Abend kam es zu Zugausfällen. Seit Anfang des Monats behindern eingleisige Streckenabschnitte zwischen Nikolassee und Wannsee den Verkehr, der Grund sind Brückenbauarbeiten in der Nähe des S-Bahnhofs Nikolassee. Der eingleisige Betrieb der S7 soll erst Ende November 2012 beendet sein. Betroffen sind über 20 000 Pendler, die täglich zwischen den beiden Städten unterwegs sind. Die S-Bahn hat eine Beschleunigung der Bauarbeiten ausgeschlossen.

Der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Berlin Brandenburg (VBB), Hans-Werner Franz, hatte angekündigt, dass die durch verspätete Züge ausgelösten Ausfälle auf der Linie S 7 künftig durch Reservezüge verhindert werden sollen. Dies sei das Ergebnis eines Krisengesprächs mit der Deutschen Bahn. Die Züge sollen zum Einsatz kommen, sobald Personal und Fahrzeuge vorhanden sind. „Das war am Mittwoch nicht der Fall, da die Züge aufgrund des Kabelbrandes Schwierigkeiten hatten, aus dem Bahnbetriebswerk zu kommen“, erläuterte VBB-Sprecherin Brigitta Köttel.

VBB-Chef Franz zeigte sich über die neuerlichen Behinderungen des S-Bahnverkehrs sehr verärgert: „Es ist nicht akzeptabel, dass eine so große Zahl an Fahrgästen diese katastrophale Situation hinnehmen muss.“ Jetzt sei abzuwarten, ob das Konzept mit den Reservezügen tragfähig ist. „Aus unserer Sicht ist es das beste, was momentan möglich ist“, sagte Franz.

Erhebliche Störungen im gesamten S-Bahnverkehr hatte es in den vergangenen Tagen durch einen Stromausfall, technische Probleme und den Kabelbrand gegeben. Seit Ende April ist es zudem wiederholt zu Verspätungen und Zugausfällen auf der vielbefahrenen Strecke der S 7 gekommen. Grund dafür ist eingleisiger Fahrbetrieb wegen Bückenbauarbeiten am Bahnhof Nikolassee. Brandenburgs Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD) sieht die Berliner S-Bahn als Verantwortliche für das Pendlerchaos. Er hatte die Situation als untragbar bezeichnet. Er berief sich auf eine Zusicherung der S-Bahn vom Vorjahr, während der einjährigen Regionalbahnsperrung einen stabilen Betrieb der S 7 mit Vollzügen im Zehnminutentakt zu gewährleisten.

Auf die Frage, warum den Fahrgästen nicht im Vorfeld die Bautätigkeiten an der S-Bahn angekündigt wurden, erklärte ein Bahnsprecher, dass bereits im Oktober 2011 die Folgen der Bautätigkeiten für die Betriebsführung der S-Bahn zur Sprache gekommen seien. „Es bestand Einvernehmen zwischen Aufgabenträger und Bahn, dass dieses Projekt innerhalb eines Jahres mit den daraus resultierenden Einschränkungen zu realisieren sei“, hieß es von der Bahn AG. Auch der VBB hatte erklärt, dass die zusätzlichen Baumaßnahmen an der S-Bahn bereits im Vorjahr bekannt waren. Den Pendlern sei dies aber im Vorfeld nicht mitgeteilt worden, um sie durch zusätzliche Informationen nicht zu verwirren. „Dass sich nun weitergehende Probleme im Betriebsablauf der S7 ergeben, war zum damaligen Zeitpunkt nicht absehbar“, so der VBB.

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