Prozess gegen Ludwigsfelder Ex-Bürgermeister: Urteil gegen Scholl für den 7. Mai angekündigt

Potsdam - Rund 100 Zeugen sind vernommen, Spuren bewertet, Videoaufzeichnungen gesichtet und Gutachter gehört worden. Nach mehr als sechs Monaten steht der Mordprozess gegen den früheren
brandenburgischen Kommunalpolitiker Heinrich Scholl (70) vor dem Abschluss. An diesem Donnerstag (2. Mai, 9.30 Uhr) werden vor dem Landgericht Potsdam die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und
Verteidigung erwartet. Scholl wird vorgeworfen, seine Ehefrau Ende Dezember 2011 erdrosselt zu haben. Der Ex-Bürgermeister von Ludwigsfelde beteuert seine Unschuld. Er hat jedoch kein Alibi - und am Tatort sind DNA-Spuren von ihm gefunden worden. Vor allem darauf basiert die Anklage.

Das Urteil hat Richter Frank Tiemann für den 7. Mai angekündigt. Dann entscheidet sich, ob den Richtern die Indizien für eine Verurteilung reichen - oder ob die Zweifel größer sind.

Smart und erfolgsverwöhnt - so kannten die Ludwigsfelder ihren Ex-Bürgermeister. In seiner fast 18-jährigen Amtszeit hat Scholl viel bewegt. Einige nannten ihn „König Heinrich“ - ein steiler Aufstieg für den nur 1,59 Meter großen Mann, der vom Werkzeugmacher zum Projektleiter wuchs und nach der Wende die SPD mitgründete. Umso mehr hat seine Verhaftung am 25. Januar 2012 die Menschen schockiert.

Scholl gab sich zunächst kämpferisch und suchte per Zeitungsanzeige nach Entlastungszeugen. Im Prozess schwieg er. Eines scheint jedoch gewiss: Das einstige Image von Scholl ist zerstört - zu viel Privates kam ans Licht. Angefangen bei einer thailändischen Geliebten bis hin zu einem Buch mit seinen erotischen Fantasien und finanziellen Engpässen. Vor allem aber die Dominanz seiner getöteten Frau samt Erniedrigungen, die Scholl jahrelang ertrug, kratzten am Bild des Machers.