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Brandenburg: Vattenfall gliedert das Braunkohle-Geschäft aus

Cottbus soll Aufgaben abgeben und nur noch für Tagebaue und Lausitzer Kraftwerke zuständig sein

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Cottbus - In der internen Struktur von Vattenfall soll in Zukunft der Braunkohle-Bereich eine eigenständigere Rolle spielen und der Standort Cottbus an Bedeutung verlieren. Dies sehen die Pläne des Konzerns bei der Umsetzung der einschneidenden Vorgaben vor, die in diesem Sommer von der schwedischen Regierung festgelegt und dann im September von der Konzernspitze erläutert wurden.

Die neuen „business units“, die am Dienstag von Vattenfall-Chef Øystein Løseth den Betriebsräten vorgestellt worden sind und Anfang des kommenden Jahres arbeiten sollen, reduzieren die Rolle, die bislang Cottbus im Konzernrahmen spielte auf die Aktivitäten in den Tagebauen und den Lausitzer Kraftwerken – dort wird dann der Bereich „Lignite“ (Braunkohle) gesteuert. Dies bestätigte Vattenfall-Sprecher Stefan Müller auf Anfrage. Die restlichen Kraftwerke werden in anderen Geschäftsfeldern angesiedelt. Bisher war Cottbus auch für die Spitzenlastturbinen (Gas) und für die Speicherkraftwerke in Deutschland verantwortlich.

Die konservative Regierung Schwedens, die nach der Reichstagswahl vom September weiterregiert, allerdings nicht über eine sichere parlamentarische Mehrheit verfügt, hat inzwischen die Ressortzuständigkeit für Vattenfall verändert. Verantwortlich im Kabinett ist nicht länger die Wirtschaftsministerin und stellvertretende Vorsitzende der Zentrumspartei Maud Olofsson, sondern Finanzminister Anders Borg von den Konservativen. Ein Sprecher von Borg sagte, es bleibe dennoch bei der vom gesamten Kabinett abgesegneten Direktive an den Staatskonzern Vattenfall. Gunnar Lind, der Energieexperte der Grünen in Stockholm erklärt den Wechsel damit, dass die kleine Zentrumspartei, die in direkter Konkurrenz zu seiner Partei steht, von einem kontroversen Thema entlastet werden soll. Auch passe die Aufsicht durch das Finanzministerium besser zu dem von der Regierung vorgeschriebenen Konsolidierungskurs, mit dem Vattenfall einen größeren Beitrag zum Staatshaushalt erbringen soll. Im Sommer wurde der bisherige Expansionskurs des Energiekonzerns gestoppt und eine Konzentration auf Kernbereiche beschlossen. Deswegen sind inzwischen auch Verhandlungen mit dem französischen Unternehmen GDF im Gange, dem die polnischen Beteiligungen von Vattenfall verkauft werden könnten.

Das Geschäft in der Lausitz bleibt angeblich davon unberührt. Diese Ankündigung steht allerdings im Widerspruch zu den Klimaschutzversprechen der schwedischen Regierung. Danach wird Vattenfall in den nächsten zehn Jahren seinen CO2-Ausstoß um etwa ein Drittel auf 65 Millionen Tonnen senken. Die derzeit installierte deutsche Kapazität und die Zubauten (in Moorburg/Hamburg und Boxberg) aber liegen bei deutlich über 80 Millionen. Will Vattenfall also die vorgegebenen Ziele erreichen, so muss es in erheblichem Umfang die Kraftwerke in der Bundesrepublik entweder vom Netz nehmen oder anders – voraussichtlich mit Biomasse – befeuern. Johann Legner

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