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Brandenburg: Verbände beklagen Imageschaden IHK: Verantwortliche für BER haben versagt

Berlin/Potsdam - Eigentlich sollte er der Wirtschaftsmotor der Region werden, doch bisher sorgt der künftige Hauptstadtflughafen in Schönefeld vor allem für negative Nachrichten. Entsprechend fielen am Montag die Reaktionen aus der regionalen Wirtschaft auf die erneute Verschiebung der BER-Eröffnung aus.

Von Matthias Matern

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Berlin/Potsdam - Eigentlich sollte er der Wirtschaftsmotor der Region werden, doch bisher sorgt der künftige Hauptstadtflughafen in Schönefeld vor allem für negative Nachrichten. Entsprechend fielen am Montag die Reaktionen aus der regionalen Wirtschaft auf die erneute Verschiebung der BER-Eröffnung aus. Die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg sprachen von einem Imageschaden und einem „Vertrauensverlust für den Standort“. Auch die Verhältnisse auf der BER-Baustelle selbst hatten in der Vergangenheit immer wieder für Kritik gesorgt. So hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund mehrfach die systematische Ausbeutung ost- und mitteleuropäischer Bauarbeiter in Schönefeld angeprangert und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi über eine Zunahme von Billigjobs und Zeitarbeit am Flughafen geklagt.

Der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam, Victor Stimming, warf am Montag den Verantwortlichen in der Flughafengesellschaft und im Aufsichtsrat Versagen vor. „Es fehlt offenbar die Kompetenz in den Organen, das komplexe Großflughafenprojekt zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen“, kritisierte Stimming. Statt am 27. Oktober dieses Jahr wird der BER nun wie berichtet „frühestens 2014“ eröffnen.

Insgesamt wurde der Start damit zum fünften Mal verschoben, zuletzt mit Folgen für die Vermarktung von Gewerbeflächen am Airport. Mehrere Investoren haben wegen der Verschiebung im vergangenen Jahr Projekte zurückgestellt, hatte der Chef der Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB), Steffen Kammradt, kurz nach Weihnachten eingeräumt. Dies habe auf die ZAB-Bilanz durchgeschlagen. Auch weiterhin sei vorerst nicht mit stärkeren Impulsen zu rechnen. „Größere flughafenbezogene Ansiedlungen erwarten wir erst nach der Inbetriebnahme des Airports“, so Kammradt noch vor der erneuten Hiobsbotschaft. Erst 2008 hatten Berlin und Brandenburg mit der gemeinsamen Standortwerbung begonnen. Laut ZAB wurden 2010 und 2011 insgesamt 211 Ansiedlungen erfolgreich betreut. Die Bilanz 2012 steht noch aus.

Auch die Bauwirtschafft hat unter der Ansiedlungsflaute zu leiden. Eigentlich hatte der Bauindustrieverband Berlin-Brandenburg wie berichtet bereits für 2013 mit Impulsen für den Wirtschaftsbau, also dem Bau von Fabriken, Büros oder Lagerhallen, gerechnet. „Unser Problem ist, dass die Flughafenumfeld-Entwicklung bis auf Weiteres nicht in Gang kommt“, kritisierte Verbandschef Axel Wunschel am Montag. „Wir brauchen einen verlässlichen Termin, nicht so wie der letzte, der von Anfang an stetig infrage gestellt wurde“, forderte Wunschel.

Schuld am erneuten Debakel ist nach Ansicht vom Cottbuser IHK-Chef Wolfgang Krüger der neue Technik-Chef des BER, Horst Amann. Dieser, so Krüger, habe ohne Not im September den 27. Oktober 2013 als neuen Termin ausgegeben. „Vielleicht ist er bei der Bestandsaufnahme nicht ganz so sorgfältig vorgegangen“, sagte Krüger. „Bei der Vorgeschichte des Projektes hätte er aber wissen müssen, dass der neue Termin zu hundert Prozent in seiner Verantwortung liegt“, so der IHK-Chef. M. Matern

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