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Gefährliche Tierseuche in Brandenburg: Veterinäre entdecken zweiten BSE-Fall in Deutschland
Zufall oder nicht? Jahrelang gab es keine Meldungen von der Rinderkrankheit BSE. Jetzt tauchen zwei Fälle auf, die nah beieinander liegen.
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Lübbecke - Kontrolleure haben binnen weniger Wochen den bundesweit zweiten Fall von Rinderwahnsinn nach fünf Jahren Ruhe entdeckt. Bei der Schlachtung einer elfjährigen Kuh im ostwestfälischen Lübbecke sei die sogenannte atypische BSE nachgewiesen worden, teilte der Kreis Minden-Lübbecke am Mittwoch in Minden mit. Es handele sich um eine seltene Einzeltiererkrankung. Eine Gefährdung der Verbraucher bestehe nicht.
Die Kuh stamme aus dem brandenburgischen Landkreis Märkisch-Oderland. Im Bundesland Brandenburg war im Januar der erste BSE-Fall seit 2009 aufgetreten. Eine Verbindung der beiden Fälle ist nicht bekannt. Das Friedrich-Löffler-Institut für Tiergesundheit geht trotz des räumlichen Zusammenhangs von einem Zufall aus.
Die atypische BSE kann spontan bei älteren Tieren auftreten und steht im Gegensatz zur klassischen BSE nicht im Zusammenhang mit infektiösem Futter.
In beiden Fällen wurde BSE (Bovine spongiforme Encephalopathie) bei routinemäßigen Fleischuntersuchungen festgestellt. Die Kühe, die keine Auffälligkeiten zeigten, wurden aufgrund des Alters einem obligatorischen BSE-Schnelltest unterzogen, der bei allen über acht Jahre alten Schlachtrindern durchgeführt wird.
Die Milchkuh im neuerlichen Fall war nach Angaben des brandenburgischen Umweltministeriums im Bestand mit 731 Milchkühen im Landkreis Märkisch-Oderland und bis zur Schlachtung gehalten worden. Die direkten Nachkommen seien bereits ermittelt. Die Kohortentiere würden derzeit ermittelt. In Lübbecke ließ das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt des Kreises den Tierkörper und seine Nebenprodukte sowie alle weiteren danach in der Schlachtcharge geschlachteten Tierkörper und Nebenprodukte vernichten.
"Mit vereinzelten Fällen müssen wir immer wieder rechnen", sagte die Leiterin des Veterinäramtes, Ute Fritze. "Aber dieser Fall zeigt, dass das aktuelle Überwachungssystem funktioniert."
Im Gegensatz zur klassischen BSE steht die atypische Form nicht im Zusammenhang mit infektiösem Futter. Eine Infizierung von Tier zu Tier gilt als unwahrscheinlich. BSE ("Rinderwahnsinn") kann zu schwammartigen Veränderungen des Gehirns führen. Die Tierseuche wurde erstmals 1986 in Großbritannien festgestellt. Hauptursache für die Übertragung der klassischen BSE ist nach derzeitigen Erkenntnisstand die Verfütterung von kontaminiertem Tiermehl.
Von 2001 bis 2009 wurden nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums insgesamt mehr als 400 BSE-Fälle registriert. Atypische BSE-Fälle seien aus den Jahren 2002 und 2004 bekannt.
Mitte der 90er Jahre trat mit der Rinderseuche BSE eine neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD) bei Menschen auf. Nach Einschätzung von Experten infizierten sich Patienten höchstwahrscheinlich durch Nahrungsmittel, die BSE-Erreger enthielten. Inzwischen werden bei der Schlachtung Risikomaterialien wie Hirn und Rückenmark entfernt und fachgerecht vernichtet. (dpa)
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