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Vogelgrippe breitet sich weiter aus: Neuer Fall bei Betrieb mit 10.000 Pekingenten
Die Geflügelpest hat das Land Brandenburg weiter fest im Griff: Am Wochenende wurden Fälle in vier weiteren Betrieben nachgewiesen. Der Naturschutzbund Nabu fordert strengere Regeln für Geflügelhaltung.
- Monika Wendel, dpa
- Benjamin Lassiwe
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Die Vogelgrippe in Brandenburg breitet sich weiter aus. Einen neuen Fall gibt es in einem Geflügelbetrieb im Landkreis Märkisch-Oderland. Dabei ist ein Bestand mit rund 10.000 Pekingenten in Sietzing, einem Ortsteil der Gemeinde Letschin, betroffen, wie eine Sprecherin der Kreisverwaltung sagte. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) habe den Nachweis auf das Virus erbracht. Die Tiere werden voraussichtlich Anfang der Woche getötet.
In Brandenburg wurde die Vogelgrippe damit in mittlerweile elf Fällen bei gehaltenen Vögeln nachgewiesen. Brandenburg ist eines der Bundesländer, die bundesweit am stärksten von der Geflügelpest betroffen sind. Allein in den Brandenburger Betrieben mussten bereits etwa 155.000 Tiere sterben. So schlimm war das Ausmaß den Angaben zufolge bislang nur im Jahr 2016/2017.
Bereits am Samstag hatte das Landwirtschaftsministerium in Potsdam über drei weitere Vogelgrippefälle in Brandenburger Geflügelhaltungen informiert. Dabei ging es um einen Gänsebestand mit etwa 950 Tieren im Landkreis Uckermark sowie zwei Kleinsthaltungen in den Landkreisen Oder-Spree und Spree-Neiße. In allen Fällen hatte das Landeslabor Berlin-Brandenburg das Influenzavirus vom Subtyp H5N1 festgestellt, das dann vom nationalen Referenzlabor, dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), bestätigt wurde.
Doch während derzeit völlig unklar ist, wie der Erreger in die Brandenburger Geflügelhaltungen kommen konnte, hat der Naturschutzbund Nabu bereits eine Ursache ausgemacht: „Geflügelindustrie bedroht Kraniche“ lautet die Überschrift einer Online-Petition, die bislang von mehr als 11.000 Menschen unterschrieben wurde.

© NABU BRANDENBURG
„Dass Wildvögel ursächlich für Ausbrüche der hochpathogenen Vogelgrippe H5N1 sind, ist bisher nicht belegt“, heißt es dort. „Vielmehr ist es wahrscheinlich, dass sich Wildvögel mit den Viren infizieren, die vorher in der Geflügelwirtschaft zirkulierten.“ Gegenüber dem RBB-Sender „Antenne Brandenburg“ warf Christiane Schröder, die Landesgeschäftsführerin des Nabu Brandenburg, der Geflügelwirtschaft zudem vor, zu wenig Verantwortung zu übernehmen. Die Betriebe führten den Ausbruch einseitig auf Wildvögel zurück. Ihr Eindruck sei aber, dass das Virus aus den Anlagen heraus die Wildvögel infiziere.
Kritik an Naturschützer-Aussage
Beim SPD-Landwirtschaftspolitiker Johannes Funke stieß die Nabu-Petition auf Unverständnis. „Schon in zurückliegenden Volksinitiativen haben es der Nabu und andere Naturschutzverbände mit der faktenbasierten Recherche nicht so genau genommen“, sagte Funke am Wochenende. „Die jüngste Initiative zur Vogelgrippe unterstreicht noch einmal deutlich, wie geradezu leichtfertig Fakten herbeigeredet werden.“ Der Vogelzug komme jedenfalls aus Ländern, die extrem geringe Nutztierbestände aufwiesen.
Bauernpräsident Hendrik Wendorff warf dem Nabu vor, eine „Kampagne gegen die Bauern“ zu starten. „Wie immer hat man nicht mit dem Berufsstand geredet“, sagte Wendorf der Redaktion dieser Zeitung. Schon seit Jahren werde Geflügel in den Betrieben strengstens überwacht. „Nun so zu tun, als wäre die Bekämpfung ein reines Problem der Nutztierhaltung, ist einfach nur billig.“
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