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Brandenburg: „Von außen vielleicht etwas abstoßend“ Anfang März ziehen in Berlin die ersten Studenten in eine Wohnanlage aus Containern

Berlin - Ein leicht verwittertes Herstellerschild verrät die Herkunft der neuen Studentenwohnungen unweit des Treptower Parks in Berlin. Vor zehn Jahren verließen demnach die stählernen Container das Werk im südchinesischen Shenzhen, um fortan im Eigentum eines britischen Unternehmens über alle Weltmeere zu schippern.

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Berlin - Ein leicht verwittertes Herstellerschild verrät die Herkunft der neuen Studentenwohnungen unweit des Treptower Parks in Berlin. Vor zehn Jahren verließen demnach die stählernen Container das Werk im südchinesischen Shenzhen, um fortan im Eigentum eines britischen Unternehmens über alle Weltmeere zu schippern. Nach fast einem Jahrzehnt landeten sie dann irgendwann im Hamburger Hafen, wo sie übereinandergestapelt auf eine neue Zukunft warteten. Und die verschaffte ihnen der Berliner Unternehmer Jörg Duske, der sie zu Stückpreisen zwischen 2000 und 4000 Euro kaufte und in die Eichbuschallee 51 zwischen den S-Bahnhöfen Plänterwald und Baumschulenweg transportieren ließ.

Nach einem Vorbild in der niederländischen Hauptstadt Amsterdam baute er aus den chinesischen Blechkisten Ein- und Zweibettapartments für Studenten. Die ersten zwölf Wohnungen in einem viergeschossigen Würfel sind jetzt bereits fertig und erwarten ab Anfang kommenden März ihre ersten Mieter. Am heutigen Samstag kann sich bei einem Tag der offenen Tür jedermann zwischen 14 und 17 Uhr selbst ein Bild von der Anlage machen.

„Ich bin sehr positiv überrascht“, sagt die Studentin Sina Eberhardt. „Die rostigen Wände wirken von außen vielleicht etwas abstoßend. Aber im Innern merkt man gar nichts mehr von einem Container.“ Sie freue sich schon sehr auf den Einzug, wohne sie doch bisher zur Untermiete bei ihrer Patentante in Berlin-Kreuzberg. „Hier habe ich mein eigenes Reich mit Dusche, kleiner Küche, Kühlschrank, einem Schreibtisch und einem Bett“, stellt die 21-Jährige zufrieden fest. „Das Bett reicht sogar für zwei Personen.“

389 Euro kostet so eine möblierte und 26 Quadratmeter große Single-Einheit im Container, wobei Strom-, Heizungs- und Wasserkosten sowie die Internetflatrate schon inklusive sind. Ein Zweibettzimmer ist für 778 Euro und eine Dreibetteinheit für 1167 Euro Monatsmiete zu haben.

Den Zuschlag erhalten nur Studenten mit einer Immatrikulationsbescheinigung, einmal im halben Jahr muss das aktuelle Exemplar dem Eigentümer vorgelegt werden. „Andere Personen haben keine Chance“, betont der Unternehmer und Finanzier der Container-Herberge Jörg Duske. „Ich möchte nur Studenten. Die sollen sich hier wohlfühlen und zu überschaubaren Kosten leben.“

Über mangelnde Nachfrage kann er sich angesichts der Wohnungsnot gerade unter Studenten nicht beklagen. Auf die schon längere Zeit fertiggestellte Musterwohnung hätten sich schon mehr als 300 Interessenten gemeldet. Spätestens im September sollen alle 311 Wohnungen, davon 235 Single-Einheiten, auf dem Grundstück zwischen zwei S-Bahn-Trassen bezugsfertig sein. 13 Millionen Euro dürften dann investiert worden sein. Für das Geld entstehen außerdem eine „Waschbar“ mit Waschmaschinen und viel Platz für Partys, eine große Gemeinschaftsküche für gemeinsames Kochen, ein Garten und eine Liegewiese.

Jörg Duske schwärmt von „hochwertigen Möbeln“, einer optimalen Schallisolierung, einem großen Fenster zur Straße oder zum Hof und einer guten Wärmedämmung. Die Menschen in der näheren Umgebung hätten sich zwar anfangs sehr über die aufeinandergestapelten Container gewundert. Aber inzwischen überwiege die Zustimmung, zumal mit dem Containerdorf auch ein ärgerlicher Schandfleck aus verfallenen Bürogebäuden verschwand. Inzwischen gibt es schon Pläne für ähnliche Bauten in Bratislava und Köln. Claus-Dieter Steyer

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