zum Hauptinhalt

Brandenburg: Von Hagens Kampf um den guten Ruf

Plastinator und chinesische Mitarbeiter beklagen überzogenen Polizeieinsatz in Guben

Stand:

Berlin/Guben - Nach dem Polizeieinsatz gegen mutmaßliche Schwarzarbeiten beim umstrittenen „Leichen-Plastinator“ Gunter von Hagens beklagen chinesische und polnische Mitarbeiter eine schikanöse Behandlung durch die Polizei. Die Staatsanwaltschaft Heidelberg und die Zollfahndung hatten am Mittwoch wie berichtet zeitgleich in Heidelberg und Guben Büros und Werkstätten der von von Hagens Ehefrau geleiteten Plastinationsfirmen durchsucht.

22 chinesische und einige polnische Mitarbeiter erklärten bei einem Spontanbesuch bei der PNN-Schwesterzeitung, dem Berliner Tagesspiegel, sie seien während der Razzia von der Polizei ruppig und demütigend behandelt worden. Die PNN hatten gestern – auch für den Tagesspiegel – über die Razzien bei Plastinator von Hagens berichtet.

„Wir wurden angeschrien und mussten still auf dem Boden sitzen“, sagte Vorarbeiter Rongzhe Li. „Man drohte uns außerdem mit Handschellen.“ Dabei hätten alle Beschäftigten ordnungsgemäße Arbeitspapiere und hielten sich legal in Deutschland auf. „Wir kämpfen um unseren Ruf“, sagte Rongzhe Li. Die Fachleute für Leichenpräparation berichteten, dass noch am Mittwochabend deutsche Pressefotos und der Tagesspiegel/PNN-Bericht via Internet nach China gelangt seien. Dort tätige Kollegen hätten daraufhin sofort in Deutschland angerufen – entsetzt über die Vorwürfe. Die Chinesen legten ihre gültigen Reisepässe, Arbeitsverträge, Aufenthaltsgenehmigungen und Lohnabrechnungen vor.

„Wir sind legal in Deutschland und zahlen unsere Steuern“, betonte auch Xiaoteng Liu, der Sprecher der Gruppe. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach eigenen Angaben wegen des Verdachts der Scheinselbstständigkeit von Mitarbeitern. Von Hagens erklärte, er fühle sich von den Behörden ungerechtfertigt unter Verdacht und verwies darauf, dass es schon die zweite Durchsuchung in diesem Jahr gewesen sei. Hagens und seine Personalchefin Angela Nelk legten Gehaltsabrechnungen und Unterlagen für chinesische und auch polnische Mitarbeiter vor.

Von Hagens inszeniert seit Jahren Ausstellungen von speziell präparierten Leichen und Leichenteilen, zu denen weltweit mehrere Millionen Menschen kamen. 2006 eröffnete er in Guben ein Museum mit Exponaten von Menschen und Tieren. Die Kirchen und andere Kritiker lehnen die Ausstellungen ab, weil sie die Menschenwürde der Toten verletzten. Zum Gubener Plastinarium gehören neben der „Körperwelten“-Ausstellung auch eine „gläserne Werkstatt“, in derBesucher bei der Leichenpräparation zusehen können. wek

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })