Brandenburg: Von Hitler zu Stalin
Google Maps hat so einige Probleme mit Namen
Stand:
Berlin - Die Aufregung war immens: Am Donnerstag tauchte mehrere Stunden lang auf dem Stadtplan der Suchmaschine Google Maps in Berlin der „Adolf-Hitler-Platz“ auf, eingetragen an der Stelle des heutigen Theodor-Heuss-Platzes. Der Vorfall löste lebhafte Diskussionen in den sozialen Netzwerken aus. Der Internet-Konzern entschuldigte sich am gestrigen Freitag für den Vorfall. „Um unsere Karten so akkurat und nutzerfreundlich wie möglich zu gestalten, werden alle von Nutzern durchgeführten Änderungen entweder von der freiwilligen Karten-Community oder von Google-Moderatoren überprüft“, sagte Google-Sprecherin Lena Wagner. „In diesem bestimmten Fall wurde die Änderung des Straßennamens versehentlich akzeptiert.“
Nach den Recherchen des „LandkartenBlogs“ hatte am 2. Januar ein anonymer User für den Platz die Alternativ-Bezeichnungen Adolf-Hitler-Platz und Reichskanzlerplatz eingetragen. Dieser Vorschlag sei sechs Tage später von einem Google-Moderator nicht nur akzeptiert, sondern regulär für den Platz eingetragen worden. Ein anderer Nutzer habe am 9. Januar dann die Löschung beantragt, vier Stunden später sei die Korrektur erfolgt, so der Blogger. Auch andere Nutzer hatten inzwischen über Twitter auf den Fehler aufmerksam gemacht. Google bedauerte den Vorfall. „Wir haben den Fehler behoben, sobald wir darauf aufmerksam gemacht wurden “, sagte Wagner.
Aber es zeigt sich, dass Google Maps ein generelles Problem hat mit längst vergangenen Orts- und Straßennamen. Wer ins Suchfeld „Stalinstadt“ eingibt, landet bei Eisenhüttenstadt – so heißt die Stadt schon seit 1961. Den Namen Stalinstadt trug die Kommune im Osten Brandenburgs nur acht Jahre lang seit 1953 – nach dem Tod des Diktators wurde sie so benannt. Ursprünglich sollte die erste „sozialistische Stadt“ zum 70. Todestag von Karl Marx dessen Namen erhalten. Schließlich aber wurde 1953 auf Beschluss der DDR-Regierung das sächsische Chemnitz zu Karl-Marx-Stadt. Nach der Wende wurde dort eine Volksabstimmung über den künftigen Stadtnamen abgehalten und die Rückbenennung zum 1. Juni 1990 umgesetzt. Google Maps kennt Karl-Marx-Stadt bis heute.
In sich konsistent ist das Prinzip der Suchmaschine nicht. Wer Stalinallee eingibt, findet die Karl-Marx-Allee in Berlin. Schon seit 1961 ist das der Name der Straße. Internet gab es damals längst noch nicht. Die Entstaliniseriung hat bereits 1956 eingesetzt, Google Maps weiß davon offenbar bis heute nichts. Ähnlich klappt es auch mit Straßennamen, die erst nach der Wende neu festgelegt wurden. Die Dimitroffstraße im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg etwa erkennt Google Maps als die heutige Danziger Straße. In all diesen Fällen taucht auf der Karte dann aber der falsche Name nicht mehr auf – anders, als es am Donnerstag stundenlang beim Adolf-Hitler-Platz der Fall war.
Während der Nazizeit war der Platz nach Adolf Hitler benannt. Vor 1933 und ab 1947 hieß er Reichskanzlerplatz. 1963 wurde er nach dem ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss benannt. Der FDP-Politiker war von 1949 bis 1959 im Amt. Anscheinend gab es schon zuvor Eingriffe bei Google Maps, die die Karten verfremden. Der Kölner Stadtanzeiger meldete beim Kurznachrichtendienst Twitter, dass bereits einmal auf dem Stadtplan von Köln der Dom sowie der Rhein verschwunden waren.
M. Meisner/S. Rudel (mit dpa)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: