Brandenburg: Vorbehalte gegen ältere Arbeitnehmer
Umfrage: Jedes vierte Unternehmen in Brandenburg ist an Haus- oder Branchentarife gebunden
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Potsdam – In vielen Brandenburger Unternehmen gibt es immer noch Vorbehalte gegen ältere Arbeitnehmer. Vor einem Jahr lehnten zwölf Prozent der im 9. Betriebspanel befragten 993 Unternehmen ältere Bewerber ab, wie Arbeitsministerin Dagmar Ziegler (SPD) am Freitag bei der Vorstellung einer Umfrage in Potsdam sagte. Im ersten Halbjahr 2004 seien nur 16 Prozent der Stellen mit älteren Arbeitnehmern besetzt worden.
Bei der Umfrage, dem so genannten Betriebspanel von Infratest Sozialforschung, kam zugleich heraus, dass vier Prozent aller Unternehmen in der Mark forschen und Produkte entwickeln. Im verarbeitenden Gewerbe sind es zwölf Prozent. In Westdeutschland liegen die Vergleichsdaten leicht darüber.
Während nur 20 Prozent der Brandenburger Kleinstbetriebe innovativ sind, sind dies laut Ziegler 50 Prozent der Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten. Die Ministerin wies zudem darauf hin, dass Unternehmen die Auswirkungen der demografischen Entwicklung unterschätzten. 58 Prozent der befragten Unternehmen erwarten dem Panel zufolge in den nächsten zwei Jahren keine Probleme bei der Beschaffung von Fachkräften. Lediglich acht Prozent prognostizierten Schwierigkeiten dabei. Die Ministerin rief die Firmen dazu auf, Strategien zur Fachkräftesicherung zu entwickeln und umzusetzen.
Ziegler kritisierte, gegen die Einstellung älterer Arbeitnehmer hätten viele der im Panel erfassten Betriebe prinzipielle Bedenken erhoben. Die Firmen sähen auch Defizite vor allem in der Qualifikation älterer Arbeitnehmer. Manche hätten auch angegeben, dass ältere Arbeitnehmer nicht zur Altersstruktur im Betrieb passten.
Die Ministerin wies auch darauf hin, dass sich Ältere auf 70 Prozent der Ausschreibungen gar nicht erst beworben hätten. Ziegler appellierte an Betriebe, verstärkt auf das Potenzial älterer Beschäftigter zurückzugreifen. Außerdem sollten sich ältere Menschen auf Stellenangebote bewerben.
Der Bruttodurchschnittslohn je abhängig Beschäftigten betrug in Brandenburg der Befragung zufolge im Juni vergangenen Jahres 1790 Euro, er lag damit im Vergleich zu 2003 um 80 Euro höher. In Brandenburg zahlen nur 13 Prozent aller Betriebe mit Tarifvertrag übertarifliche Löhne und Gehälter. In ganz Ostdeutschland sind es 16, in Westdeutschland 41 Prozent. Die Tarifbindung ist in Brandenburg deutlich niedriger als in Westdeutschland. Während jeder vierte Betrieb in der Mark an einen Branchen- oder Haustarifvertrag gebunden ist, trifft dies in Westdeutschland für jeden zweiten zu.
Seit 1996 beteiligt sich Brandenburg mit den anderen neuen Bundesländern in Zusammenarbeit mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit am Betriebspanel. Infratest Sozialforschung befragt dabei jährlich immer dieselben Betriebe.
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