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Brandenburg: Wachstum durch Altern

Gesundheitswirtschaft in Brandenburg profitiert von demografischem Wandel / Ziegler legt Studie vor

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Potsdam - Die Gesundheitswirtschaft in Brandenburg hat nach einer Studie ein erhebliches Wachstumspotenzial. Die Krankenhäuser könnten bis 2020 mit einer um mehr als 16 Prozent steigenden Nachfrage rechnen, heißt es in der Expertise des IGES Institut für Gesundheits- und Sozialforschung GmbH Berlin, die Gesundheitsministerin Dagmar Ziegler (SPD) gestern in Potsdam vorstellte. Die Krankenhäuser im Speckgürtel um Berlin können der Studie zufolge von einem um 30 Prozent steigenden Leistungsbedarf ausgehen. In den weiter von Berlin entfernten Regionen sehen die Experten ein Wachstumspotenzial von knapp neun Prozent.

Ziegler will die Studie am kommenden Dienstag im Kabinett vorstellen. Da sie auch Handlungsempfehlungen enthält, soll sie mit der Gesundheitswirtschaft diskutiert werden und in ein Entwicklungskonzept einfließen. Das Papier werde auch Berlin vorgelegt, um gemeinsame Strategien zu entwickeln, sagte Ziegler.

Gesundheitsstaatssekretär Winfried Alber betonte, schon jetzt gehöre die Gesundheitsbranche zu den bedeutendsten Wirtschaftsfaktoren Brandenburgs. In der Gesundheitswirtschaft seien fast 96 000 Menschen beschäftigt. Der jährliche Umsatz belaufe sich auf mehr als fünf Milliarden Euro. Das seien mehr als zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Die Annahmen zur Entwicklung der Branche beruhen unter anderem auf der Bevölkerungsprognose. 2020 werden im Berlin nahen Raum rund 251 000 Menschen 65 Jahre und älter sein. Das entspricht einer Steigerung gegenüber dem Jahr 2004 um 50 Prozent. Im entfernteren Raum steigt die Zahl der Senioren um ein Fünftel auf 383 000. Zugleich wird zwar die Zahl der Einwohner von 2,57 Millionen im Jahr 2004 um 5,7 Prozent sinken. Dabei wird in den Randregionen mit einem Rückgang um 12,6 Prozent gerechnet. Im Berlin nahen Raum jedoch wird es eine Zunahme der Bevölkerung um 5,2 Prozent geben.

Bei der ambulanten ärztlichen Betreuung ist der Studie zufolge ebenfalls ein Wachstum zu erwarten – wenn auch in geringerem Maße. Insgesamt rechnen die Experten mit einer um fünf Prozent steigenden Nachfrage. Im Speckgürtel steigt der Leistungsbedarf um mehr als 15 Prozent, in den Randregionen sinkt die Nachfrage dagegen um etwa drei Prozent. Entsprechend der Bevölkerungsentwicklung sehen die Experten auch im Pflegebereich große Wachstumsmöglichkeiten. Die Zahl der Pflegebedürftigen werde bis 2020 um zwei Drittel auf mehr als 115 000 steigen. Demnach könne die Zahl der Beschäftigten in der ambulanten und stationären Pflege von 18 000 auf 32 000 zunehmen.

Höhere Umsätze seien ferner in den Bereichen Pharma-Industrie, Medizintechnik, Biotechnologie und Zulieferer möglich. Nach einer IGES-Umfrage rechnen fast 90 Prozent der Biotechnologie-Unternehmen mit höheren Erlösen. 60 Prozent gehen von einer Verdoppelung der Beschäftigtenzahl bis 2010 aus. Reserven sehen die Experten aber auch im so genannten Gesundheitstourismus. Der Umsatz belaufe sich derzeit nur auf rund 30 Millionen Euro.

Künftig müsse unter anderem das Nachfragepotenzial aus Berlin besser genutzt werden. Dazu sollten zielgruppenspezifische Angebote entwickelt werden. So könnten Reha-Einrichtungen und Krankenhäuser den medizinischen Wellnessbereich stärken.

Susann Fischer

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