Brandenburg: Wandern, radeln, schwimmen – und Wahlkampf
In den Landtag ist sommerliche Ruhe eingekehrt, Brandenburgs Politiker starten in den Urlaub
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In den Landtag ist sommerliche Ruhe eingekehrt, Brandenburgs Politiker starten in den Urlaub Von Ronald Bahlburg Potsdam - In den Landtag kehrt sommerliche Ruhe ein, die Schulferien haben begonnen und Brandenburgs Politiker starten in den Urlaub. Sollte man meinen – aber weit gefehlt! Drei Monate vor der Landtagswahl will kaum jemand aus Regierung und Parteien etwas anbrennen lassen und bleibt deshalb vorsichtshalber zu Hause. Auf die Frage, was er in der heißen Jahreszeit vorhat, antwortet Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) unmissverständlich: „Nüscht.“ Den nächsten Urlaub plant er erst für die Jahreswende. Allenfalls will der 50-Jährige während der nächsten Wochen einmal zur Entspannung die Projekte der Internationalen Bauausstellung (IBA) „Fürst-Pückler-Land“ näher in Augenschein nehmen. „Präsenz zeigen“ lautet auch das Motto für Platzecks Wahl-Gegner und Noch-Regierungspartner Jörg Schönbohm. Der Innenminister und CDU- Vorsitzende plant, durch das Land zu reisen, gönnt sich aber immerhin an den Vormittagen etwas Erholung: Da locken der Tennis-Court und das Fahrrad, wenn der 66 Jahre alte Ex-General nicht gerade schwimmt oder rudert. Ab Mittag heißt es dann aber eisern „Wahlkampf“, kündigt Schönbohm an, der nach dem 19. September neuer Regierungschef werden will. Etwas gelassener geht da sein Parteikollege, Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns heran. Er hat sich vorgenommen, während eines Kurzurlaubs gemeinsam mit Frau und Hund auf einem gecharterten Boot die Gewässer um Fürstenberg (Oberhavel) zu erkunden. Bauminister Frank Szymanski (SPD) winkt ein Reha-Aufenthalt an der Ostsee. Er hatte sich unlängst bei einem Fahrradsturz beide Arme gebrochen. Für eine Reise mit der Familie bleibt gerade mal eine Woche. Großzügiger kehrt hingegen Agarminister Wolfgang Birthler (SPD) der Mark den Rücken: Ihn zieht es für 14 Tage nach Norditalien, an den Lago Maggiore. Dort habe es seiner Tochter vor zwölf Jahren so gut gefallen, rechtfertigt er den Trip. Und außerdem? „Wahlkampf.“ „Mein Garten würde sich freuen, wenn ich mich mal wieder um ihn kümmere“, macht Justizministerin Barbara Richstein (CDU) ihr Ferienziel klar. Höchstens gehe es einmal drei bis vier Tage an die Ostsee. Dorthin wird sich auch PDS-Landeschef Ralf Christoffers für eine Woche aufmachen. Er ist noch geraume Zeit mit der Pflege eines operierten Meniskus ausgelastet. Statt in die Ferne zu schweifen, weiß auch Sozialminister Günter Baaske (SPD) das Gute zu schätzen, was nah liegt: seinen Garten. Als kleinen Luxus erlaubt er sich jedoch Kanu- und Radfahrten. Weil sie in diesem Jahr schon zwei Wochen Urlaub gehabt hat, reicht Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) im Sommer „Balkonien“ an Potsdams Tiefem See. Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) wiederum riskiert einige kleine Touren mit seinen Kindern durch das „Erweiterungsgebiet“ der Europäischen Union. SPD-Fraktionschef Gunter Fritsch, ein passionierter Bergwanderer, kann sich ein bis zwei verlängerte Wochenende in den Alpen vorstellen. Auf ein Wiedersehen mit seinen Freunden in Kaliningrad freut sich schon der scheidende Landtagspräsident Herbert Knoblich. Dort will er im Sommer seine über den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge geknüpften Kontakte pflegen sowie eine Brandenburg-Ausstellung vorbereiten. In Lüsse bei Belzig (Potsdam-Mittelmark) ist zudem ein gemeinsames Segelfliegen mit Berliner Gymnasiasten geplant. „Brandenburg ist so schön, da muss man nicht wegfahren“, begründet die CDU-Fraktionsvorsitzende Beate Blechinger ihre Bodenständigkeit. Viel Zeit für die Familie und Gespräche mit Bürgern sollen die Sommerpause füllen. Während zweier Wochen im Juli will sich Blechingers Amtskollege von der PDS, Lothar Bisky, in seiner Heimbibliothek vergraben oder aber in seiner Datsche im sächsischen Schildau ausspannen. Wahre Krimi-Fans sind die PDS-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl, Dagmar Enkelmann, und der Parlamentarische Geschäftsführer der Partei, Heinz Vietze. Sie hoffen, zwei Wochen lang an der mazedonischen Adriaküste beziehungsweise in Ungarn ausgiebig zum Schmökern zu kommen. Enkelmann liebt es auch dabei politisch, wie der Titel eines der Thriller verrät: „Der Minister und das Mädchen.“
Ronald Bahlburg
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