zum Hauptinhalt

Brandenburg: Warten auf den Knall

In Oranienburg mussten gleich zwei Bomben entschärft werden

Stand:

Oranienburg - Die beiden Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg in Oranienburg sind am Donnerstag erfolgreich unschädlich gemacht worden. Die erste konnte am Nachmittag entschärft, die zweite am Abend kontrolliert gesprengt werden. „Alles ist letztendlich gut gegangen“, sagte die stellvertretende Bürgermeisterin Kerstin Kausche. Sie überbrachte den erfolgreichen Sprengmeistern den Dank der Stadt. Vor der Entschärfung der ersten Bombe hatte es allerdings unerwartete Probleme gegeben. Dadurch verzögerte sich der Beginn der Arbeiten im Bombentrichter um rund zwei Stunden. Grund für die Verzögerung waren laut Stadtsprecher Björn Lüttmann Personen, die sich trotz Verbots im Sperrkreis aufgehalten hatten. „Das war eine unglaubliche Leichtsinnigkeit der Menschen.“ Zwei Personen seien wohl mit einem Auto hinter die Absperrung gefahren. Entsprechend später konnte die Sprengung der zweiten Bombe in der Nähe des Oranienburger Bahnhofes beginnen.

Erst nach neun Stunden konnten die vorsorglich in Sicherheit gebrachten 4000 Menschen zurück in ihre Wohnungen. Sie hatten vor 7 Uhr ihre Häuser räumen müssen. Für die Sprengung am Abend war ein weiterer Sperrkreis gezogen worden, in dem 1800 Menschen leben.

Am Morgen war die Evakuierung mit großer Routine erfolgt. Immerhin handelte es sich seit 1990 schon um die 139. zu entschärfende Bombe. „Bis auf wenige Ausnahmen hat auch diesmal alles gut geklappt“, sagte Stadtsprecher Björn Lüttmann zu diesem Zeitpunkt noch zuversichtlich. „Bei der Kontrolle durch die Feuerwehr sind in den betroffenen Häusern nur wenige Personen angetroffen worden, die von der Aktion angeblich nichts mitbekommen hatten. Die haben sich dann aber problemlos den Anweisungen gefügt.“

Insgesamt hatten 162 Einsatzkräfte die Sperrungen von Straßen kontrolliert. Sie wiesen den Einwohnern den Weg in die als Aufenthaltsorte vorbereiteten Gaststätten, Pflegeheimen und Kirchen. Dort herrschte eine recht unterschiedliche Stimmung. „Wir sind ja als Oranienburger solche aufregenden Situationen gewohnt“, meinte Anneliese Böttger. „Aber seit dem Brand in München sind wir doch etwas in Unruhe.“ Herumfliegende Splitter und in Brand geratenes Stroh hatten hier am Dienstagabend bei der Sprengung einer 250-Kilo-Bombe erhebliche Schäden angerichtet. „Nach unseren Erkenntnissen haben die eingesetzten Bombenfachleute einer privaten Firma aus Oranienburg das zur Dämmung ausgelegte Stroh nicht gewässert“, sagte Stadtsprecher Lüttmann. Diesmal war ein anderer Sprengmeister vor Ort. „Bei uns ist nur der staatliche Kampfmittelbeseitigungsdienst im Einsatz, und der achtet peinlich genau auf ausreichende Feuchtigkeit der Strohballen.“

Allerdings bleibt so eine Bombenentschärfung trotz des eingespielten Ablaufs immer eine heikle Angelegenheit. Darauf deutete schon die Verzögerung um mehr als zwei Stunden bei der ersten Bombe im südlichen Stadtviertel hin. Von der in der Nähe des Bahnhofes gefundenen explosiven Hinterlassenschaft aus dem Zweiten Weltkrieg handelt es sich nur um Reste einer ehemals intakten Bombe. „Der Zünder ist aber noch intakt, und der Sprengstoff in der Grube reicht für einen gewaltigen Knall aus“, hieß es vorher von den Munitionsspezialisten. Deshalb musste auch die Bahn den Bahnhof Oranienburg teilweise sperren.

Im Oranienburger Stadtgebiet werden noch rund 300 Blindgänger vermutet. Sie waren bei den Alliierten Angriffen auf mehrere Rüstungsbetriebe und den Bahnhof 1944 und 1945 nicht explodiert. Die meisten besitzen einen chemischen Langzeitzünder, durch den die Bomben 48 Stunden oder noch später nach dem Abwurf in die Luft fliegen sollten. Claus-Dieter Steyer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })