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Brandenburg: Weitere Beschuldigte im Missbrauchsskandal Kritik an „hierarchischer Struktur“ in Wuhlheide

Berlin - Der Missbrauchsskandal in der Berliner Parkeisenbahn Wuhlheide weitet sich aus. Nach Informationen dieser Zeitung laufen Ermittlungsverfahren gegen sieben weitere Beschuldigte.

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Berlin - Der Missbrauchsskandal in der Berliner Parkeisenbahn Wuhlheide weitet sich aus. Nach Informationen dieser Zeitung laufen Ermittlungsverfahren gegen sieben weitere Beschuldigte. Bislang wurden zwei ehemalige Mitarbeiter der Parkeisenbahn verurteilt. Der 26-jährige Daniel P. aus Friedrichshain erhielt – wie berichtet – eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren. Bereits im Juni erging ein Strafbefehl über eine Bewährungsstrafe von neun Monaten gegen den 37-jährigen Gunnar L. Er arbeitete als Betriebsleiter in der Wuhlheide, war also für den gesamten Bahnbetrieb verantwortlich. Im Hauptberuf ist er ebenfalls Eisenbahner.

Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft ermitteln bereits seit mehr als einem Jahr gegen die pädophilen Freizeiteisenbahner. Auch in der Senatsverwaltung für Jugend sowie im Bezirksamt Treptow-Köpenick waren die Vorfälle bekannt. Dennoch wurde die Öffentlichkeit nicht informiert. Dazu habe es keine Veranlassung gegeben, erklärte Justizsprecher Martin Steltner. „Die Leitung der Parkeisenbahn hat richtig reagiert“. Die Vorfälle seien auf einer Elternversammlung bekannt gegeben worden, sagte der Geschäftsführer der Parkeisenbahn, Ernst Heumann. Die Beschuldigten seien zunächst beurlaubt und später aus ihrem ehrenamtlichen Dienst entlassen worden.

Die sexuellen Übergriffe – bis hin zu Oral- und Analverkehr – beziehen sich auf den Zeitraum ab dem Jahr 2000. Daniel P. hat 47 Übergriffe auf sieben Kinder zugegeben, bei Gunnar L. soll es sich um sechs Fälle handeln. Die Sache ins Rollen brachte eine Anzeige aus der Familie eines Opfers. Die Ermittlungen führten schnell zu weiteren Beschuldigten.

Die Parkeisenbahn steht seit Bekanntwerden der Missbrauchsfälle unter Druck. Die Senatsverwaltung für Jugend knüpft die jährliche Zuwendung von 15 000 Euro an Bedingungen. Die Parkeisenbahn müsse ein pädagogisches Konzept vorlegen und einen Pädagogen einstellen. Der Geschäftsführer des Freizeit- und Erholungszentrums FEZ, Lutz-Stephan Mannkopf, kritisierte die hierarchische Struktur innerhalb der Eisenbahn. Diese erleichtere es Pädophilen, ihren Neigungen aktiv nachzugehen.

Rund 180 Kinder und Erwachsene gehören zur gemeinnützig betriebenen Schmalspurbahn, bis auf wenige Ausnahmen Jungen und Männer. Es gibt Uniformen und viele unterschiedliche Aufgaben, die Ehrenamtliche nach einer Ausbildung übernehmen können. Vom elfährigen Schrankenwärter kann man über die Jahre bis zum Bahnhofsleiter aufsteigen. „Es wird auf Anweisung gehandelt, wie bei der großen Bahn“, sagte Heumann.

Alle erwachsenen Mitarbeiter seien inzwischen zur Thematik „sexuelle Selbstbestimmung“ geschult worden. Für die Kinder gehöre ein Präventionstraining nun obligativ zur Ausbildung. Es habe nach den Vorfällen keine Abmeldungen von Kindern gegeben, sagt der Parkeisenbahnchef. Verschwunden seien hingegen einige ältere Ehrenamtliche.

Das FEZ befürchtet einen Imageverlust, die Parkeisenbahn hat aber organisatorisch nichts mit dem Zentrum zu tun. „Hierarchische Strukturen gibt es bei uns sonst nicht“, so Mannkopf. Um Kindesmissbrauch vorzubeugen, gebe es eine „hohe Aufmerksamkeit“. „Wir haben den Anspruch, dass uns das nicht passieren kann.“ Kerstin Gehrke/Thomas Loy

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