Brandenburg: Weltkulturerbe in Bernau Klassische Moderne: Ex-Gewerkschaftsschule soll Internat werden
Bernau. Als Architekt Winfried Brenne die Bundesschule Bernau vor einigen Jahren zum ersten Mal sah, hielt er eine Sanierung des berühmten Bauhaus-Komplexes für äußerst schwierig, wenn nicht sogar unmöglich.
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Bernau. Als Architekt Winfried Brenne die Bundesschule Bernau vor einigen Jahren zum ersten Mal sah, hielt er eine Sanierung des berühmten Bauhaus-Komplexes für äußerst schwierig, wenn nicht sogar unmöglich. Der Verfall war durch jahrelangen Leerstand relativ fortgeschritten, die gelben Klinker waren völlig verdreckt, im Inneren gab es Wasserschäden. Die vielen provisorischen Umbauten sorgten dafür, dass von der legendären Architektur kaum noch etwas zu sehen war. Doch Brenne erkannte schnell, dass der Gebäudekomplex ein ganz und gar solides Fundament hatte. „Schweizer Qualität eben“, sagt er lächelnd. Die Architekten – Bauhausdirektor Hannes Meyer und Hans Wittwer – stammten aus der Schweiz. Inzwischen ist vom einstigen Verfall kaum noch etwas zu sehen. Seit 2001 sind die Restauratoren am Werk. Die Berliner Handwerkskammer will das Ensemble mit neuem Leben füllen - ein Internat soll daraus werden. Die Gebäude sollen so originalgetreu wie möglich wiederhergestellt werden. Die Bundesschule ist der dritte große Bau der klassischen Moderne in Brandenburg neben dem Potsdamer Einsteinturm und der Hutfabrik Luckenwalde und zudem weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Das Landesamt für Denkmalpflege will das Bauensemble demnächst an die Unesco melden – es soll im Idealfall mit zu den Dessauer Bauhaus-Bauten ins Welterbe aufgenommen werden. Am Antrag wird derzeit noch gearbeitet, er soll Ende des Jahres über das Kulturministerium eingereicht werden. Inzwischen sind spätere An- und Umbauten weitgehend beseitigt, und das Rückgrat des Bauensembles – ein langgestreckter geschwungener Glaskorridor – erstrahlt wieder in altem Glanz. Die Fensterrahmen von 1929 sind längst wieder eingesetzt. Die Glasbausteine für die Fassade werden in Portugal originalgetreu nachgegossen und über die Niederlande nach Bernau geliefert. Grün, gelb, blau, rot – das werden die Innenfarben der Gebäude sein, in Anlehnung an den Originalzustand – allerdings nur an den Wänden, die noch aus der damaligen Zeit stammen. Denn nicht mehr alles kann aus der Bauhaus-Ära herübergerettet werden. Die lichtdurchflutete Aula etwa wird nie mehr so wie früher aussehen können - die verschiedenen Nutzer haben sie umgestaltet, beispielsweise eine Küche eingebaut. Nun fehlen den Restauratoren die Vorlagen. Manche Dinge sind auch mit der neuen Nutzung als Internat nicht mehr vereinbar. Zwar darf die Schlangenheizung von 1929 auch künftig ihren Dienst tun, doch in den ehemaligen Sammelduschen sind künftig Teeküchen untergebracht - die Zimmer haben jetzt größtenteils ihr eigenes Bad. In die alten Fensterrahmen kommen Hightechfenster, ein zweistufiger Lüfter mit Entfeuchter sorgt für Luftaustausch. 6,5 Millionen Euro wird die Restaurierung insgesamt kosten, der Großteil des Geldes stammt aus Fördertöpfen. Für den Besitzer, die Handwerkskammer Berlin, wird es mit mehr als 1,3 Millionen Euro dennoch teuer. „Wir hätten auch ganz bequem ein neues Internat bauen können“, sagt Hauptgeschäftsführer Thomas Dohmen. Die Kammer besitzt quasi auf der anderen Straßenseite 23 Hektar Fläche. Doch die Anziehungskraft des Bauhaus-Ensembles war so groß, dass sich die Kammer schließlich für den schwierigeren Weg entschied. Und die Mühen haben sich gelohnt. Die ersten beiden Häuser werden laut Dohmen bis Oktober bezugsfertig sein. Mehr als 100 junge Menschen sollen einmal im Denkmal wohnen. ddp
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