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Von Thorsten Metzner: Wenn die Wölfe wieder heulen
Brandenburg erwartet den Wolf: Mehr als zwanzig Tiere sind schon da. Und es sollen noch mehr werden.
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Potsdam - „In Berlin kann man so viel erleben, in Brandenburg soll es wieder Wölfe geben“. Der Liedermacher Reinald Grebe, der diese Zeilen in seiner satirischen Liebeserklärung an die Mark vor einigen Jahren reimte, wird nun von der Realität eingeholt. Denn inzwischen leben zwischen Prignitz und Lausitz in sechs Revieren bereits mehr als zwanzig Wölfe, eine Jahrzehnte längst ausgestorbene, streng geschützte Art, die zugleich menschliche Urängste weckt und im Jahr 2007 erstmals in der Mark wieder gesichtet worden war. In Deutschland insgesamt sind es erst 60 Tiere, die nachgewiesen sind. Und es sollen sich möglichst noch mehr „Isegrimms“ in Brandenburg wohl fühlen: Umweltministerin Anita Tack (Linke) und der Internationale Tierschutz-Fonds (IFAW) unterzeichneten deshalb am Freitag im Potsdamer Naturkundemuseum demonstrativ eine Kooperationsvereinbarung.
Ziel sei es, Akzeptanzprobleme in der Bevölkerung abzubauen, sagte Tack. Und die Internationale Tierschutz-Organisation IFAW will nach Worten ihres Deutschland-Direktors Ralf Sonntag Brandenburg bei der Öffentlichkeitsarbeit, bei der Beratung von Landwirten und beim Wolfs-Monitoring unterstützen, etwa bei der Anschaffung von Infrarot-Fotofallen, eine Art von Blitzern im Grünen, mit denen man genau feststellen kann, ob es wirklich Wölfe sind, die sich in Wald und Flur herumtreiben.
Es gehe um „das Leben mit dem Wolf“, so wie in Polen, wo ganz unspektakulär 700 Tiere leben, sagte Landesumweltamtspräsident Matthias Freude. Natürlich komme es vor, dass auch mal Schafe, Ziegen oder Kälber von Wölfen gerissen werden, aber die Zahlen hielten sich in Grenzen: 2007 waren es in Brandenburg vier Tiere, 2008 dann 69, die dem Wolf zum Opfer fielen. 2009 waren es mit 36 Tieren schon wieder deutlich weniger. „Auch unklare Fälle werden voll entschädigt“, betonte Freude. In diesem Jahr sind bislang zwei Kälber von Wölfen gerissen worden.
Was wenige wissen, der Wolf ist für den Menschen weniger gefährlich als Hunde. „In den letzten 50 Jahren hat es durch wilde, gesunde Wölfe weder in Europa, noch in Amerika Angriffe auf Menschen gegeben“, sagt IFAW-Chef Sonntag. Der Wolf sei „allein gekommen“, man müsse ihn nur machen lassen. Und Brandenburg biete guten Lebensraum, besonders auf früheren Truppenübungsplätzen oder ehemaligen Tagebauen.
Trotzdem sind auch hier Vorbehalte in der Bevölkerung, bei Landwirten und Jägern verbreitet. Letztere fürchten eine Dezimierung der Wildbestände. Tatsächlich verspeist ein Wolf pro Jahr rund 65 Rehe, 9 Stück Rotwild und 16 Sauen. Was viel klingt, relativiert sich schnell: Da die Wölfe sich vor allem auf ältere, kranke, schwache und junge Tiere konzentrieren, vermehren sich in Wolfsgebieten andere Wildtiere schneller - was inzwischen in Sachsen nachgewiesen wurde. Der Wolf in Brandenburg sei, so schwärmte Freude, eine „spannende Geschichte.“ Und die ist jetzt einer neuen kostenlosen 140-Seiten Broschüre nachzulesen. Die Broschüre kann man im Umweltministerium, Heinrich-Mann-Allee 103, 14473 Potsdam bestellen oder im Internet herunterladen.
www.mugv.brandenburg.de
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