Brandenburg: Wer die Kohle kaufen könnte Ein tschechischer Milliardär ist Favorit
Investitionen in konventionelle Energien sind selten geworden. Es werden sogar Projekte storniert, weil sie sich nicht mehr rechnen.
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Investitionen in konventionelle Energien sind selten geworden. Es werden sogar Projekte storniert, weil sie sich nicht mehr rechnen. Das betrifft insbesondere Gas- und Kohlekraftwerke, die wegen des Erfolgs der Erneuerbaren zunehmend unwirtschaftlich werden. Wer also sollte Geld ausgeben wollen für die Braunkohleaktivitäten von Vattenfall? Zumal überhaupt nicht klar ist, welche Rolle die Kohle in den nächsten Jahrzehnten spielt: Auslaufmodell oder Brückentechnologie? Und was will Vattenfall haben für die Bereiche „Mining und Generation“, also Kohleförderung und Stromerzeugung, mit denen die Schweden viel Geld verdient haben? Auch in diesem Jahr ist das ein hoher dreistelliger Millionenbetrag.
„Wir möchten das Braunkohlegeschäft nicht in zwei oder mehr Teilen verkaufen. Wir sehen es als eine Einheit an“, sagte Konzernchef Magnus Hall kürzlich in Berlin. Hall ist seit drei Monaten im Amt und gibt seiner Mannschaft nun sechs Monate Zeit für den Verkaufsprozess bis Mitte 2015. „Wenn das nicht klappt, denken wir über den nächsten Schritt nach“, sagt er auf die Frage, ob auch der Verkauf an der Börse eine Option wäre. „Kohle wird für Deutschland ein wichtiger Energieträger bleiben“, sagt er. Das muss er so sagen, wenn er einen Käufer finden will, der für die Tagebaue und Kraftwerke auch bereit ist, Geld zu zahlen. Das wird schwer genug.
Wirtschafts- und Energieminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte Vattenfall vor einigen Wochen aufgefordert, sich nicht nur von den Tagebauen und Kohlekraftwerken zu trennen, sondern auch von anderen Aktivitäten, dem Vertrieb etwa. Das lehnt Hall ab: „Die anderen Teile sind von strategischer Bedeutung für Vattenfall als Ganzes, daher haben wir keine Absicht, andere Unternehmensteile zu verkaufen.“ Ob das auch für die Pumpspeicherkraftwerke gilt und das Steinkohlekraftwerk in Moorburg, ist offen.
Favorit für den Kauf der Braunkohle ist jedenfalls der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky, der in der Energiebranche reich wurde und dem die ostdeutsche Mibrag gehört. Kretinsky kennt das Kohlegeschäft und er glaubt an die Kohle, die hierzulande noch einige Jahrzehnte gebraucht wird. Aber was sind die ostdeutschen Tagebaue und Kraftwerke wert? Schätzungen zufolge stehen die Anlagen mit rund zwei Milliarden Euro in den Büchern der Schweden, ein Verkauf unter dem Niveau wäre schwierig. Wichtig ist deutschen Politikern und den Gewerkschaften, dass bald und an einen strategischen Investor wie Kretinsky verkauft wird, weil Investitionen anstehen – für die Erschließung weiterer Abbaugebiete.
Eine Verstaatlichung der Braunkohle, bei der sich der Freistaat Sachsen und das Land Brandenburg engagieren, ist für die Kohlewirtschaft weder wahrscheinlich noch wünschenswert: Die Politik ist auf dem Spielfeld der Energie schlicht zu unberechenbar. Also läuft alles auf den reichen Tschechen hinaus. Der hat aber schon einmal abgewunken, als Vattenfall seinen Anteil am Kohlekraftwerk Lippendorf verkaufen wollte – und zu hohe Preisvorstellungen hatte. Jetzt beginnt das Spiel erneut, aber in einer anderen Dimension. Vattenfall will raus und braucht Geld für die niederländische Tochter Nuon – das sind nicht die besten Voraussetzungen für einen baldigen Verkauf zu einem hohen Preis. alf/kph
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